Caritas-Haussammlung.
Das „Wir-Gefühl“ stärken

Mit dem Geld der Caritas Haussammlung kann in der Steiermark gerade in Krisen wie dieser schnelle Hilfe für Armutsgefährdete Menschen, wie Lebensmittelausgabe oder täglich warme Mahlzeiten im Marienstüberl, ermöglicht werden. 

 | Foto: Foto: Neuhold
  • Mit dem Geld der Caritas Haussammlung kann in der Steiermark gerade in Krisen wie dieser schnelle Hilfe für Armutsgefährdete Menschen, wie Lebensmittelausgabe oder täglich warme Mahlzeiten im Marienstüberl, ermöglicht werden.

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P. Gerhard Hafner, Abt des Benediktinerstiftes Admont,
über die aktuelle Situation, Herausforderungen der Seelsorge und die Caritas-Haussammlung.

Die fühlen Sie sich als Mensch in der momentanen Situation?
Man hat ein Gefühl der Unsicherheit und der Nachdenklichkeit, da es so etwas noch nie gegeben hat. Ich spüre für mich persönlich eine starke Hilfe durch den christlichen Glauben. Papst Benedikt XVI. formuliert: „Wer glaubt, der ist nie allein.“ Gebet und Gottesdienst schenken Sicherheit. Manche fragen sich: „Wie den Gottesdienst feiern, wenn man nicht zusammenkommen kann?“ Es gibt jetzt die Möglichkeit, Live-Stream-Gottesdienste mitzufeiern. Natürlich ist es etwas anderes, wenn man als feiernde Gemeinschaft direkt in der Kirche zusammenkommt, aber es helfen auch die modernen Medien, dieses „Wir-Gefühl“ und die Gemeinschaft zu stärken.
Wie schaut das Leben im Stift aus?
Wir haben uns bemüht, fast alle Mitbrüder im Stift Admont zusammenzuholen und als eine große Klostergemeinschaft die Gebetszeiten einzuhalten, im Gebet die Anliegen der Menschen von heute vor Gott hinzutragen und die Mahlzeiten miteinander einzunehmen. Wir sind hier wie eine große Familie versammelt und sind dankbar, in diesen Zeiten Gemeinschaft erfahren zu dürfen. Es ist auch für unser Haus eine neue Erfahrung, da sonst viele der Mitbrüder in den Pfarren draußen wirken und arbeiten.

Wie halten Sie Kontakt mit Ihrer Familie?
Mit meiner eigenen Familie bin ich jetzt nur telefonisch in Verbindung, auch mit meiner Mutter, die in einem Pflegeheim in Admont lebt. Wir haben immer sehr engen persönlichen Kontakt gehabt. Das ist für mich ein sehr spürbarer Einschnitt, den aber viele Menschen in dieser Zeit mit mir teilen – aber ich weiß, dass die Mutter beim Pflegepersonal sehr gut aufgehoben ist, das in dieser schweren Zeit wunderbare Arbeit leistet.
Die ändert sich die Seelsorge in dieser Zeit?
Die digitale Seelsorge rückt spürbar mehr in den Vordergrund. Diverse Anfragen kommen über Facebook zu uns, wo sich Mitbrüder darum annehmen. Die normale Seelsorge, wie man sie in den Pfarren kennt, findet nicht statt, trotzdem gibt es auch jetzt Todesfälle in den Familien. Begräbnisse werden nur im kleinsten Kreis gefeiert. Es ist völlig anders, als man es sonst gewohnt ist. Anteilnahme zeigen und geben und trotzdem Abstand einhalten ist sehr ungewohnt. Tag für Tag feiern wir in der Stiftskirche die heilige Messe und halten anschließend eine Anbetung vor dem Allerheiligsten und sprechen dabei ein Corona-Gebet. Diese Anbetung kann man sich auf unserer Homepage anschauen, und wir bemerken, dass viele Menschen zurzeit darauf zugreifen und offen sind für geistlichen Zuspruch: www.stiftadmont.at/kloster/das-kloster/gottesdienst-gebet

„Begegnung hilft“ war das Motto der Haussammlung, die jetzt auf anderem Weg stattfindet. Was geht dadurch verloren?
Natürlich ist es unpersönlicher, einen Erlagschein einzuzahlen, als wenn ein Sammler an die Tür klopft und um eine Spende bittet. Vor allem ältere Menschen warten auf das Kommen der Sammlerinnen – in der Pfarre Admont wie in fast allen anderen Pfarren, wie ich annehme, sind es hauptsächlich Sammlerinnen. Diese pers önlichen Begegnungen werden heuer in besonderer Weise fehlen.

Welche Erwartungen haben Sie in dieser akuten Situation an die Caritas?
Den notleidenden Menschen nahe zu sein in und nach der Corona-Krise, ist eine Selbstverständlichkeit für die Caritas. Man kann das aber nicht nur an die Caritas allein abschieben. In diesem Falle wird es nur gelingen und funktionieren, wenn wir alle uns um die Menschen bemühen, die ans Existenzminimum geführt worden sind. Wir werden weiterhin kräftig gemeinsam helfen müssen, um diesen Menschen beizustehen. Handeln kann die Caritas nur dann, wenn wir sie alle unterstützen und unseren Beitrag leisten – spirituell, ideell und materiell.

Interview: Gabriele Anderssohn

Steirische HaussammlerInnen
„Wir gehen jedes Jahr aus Überzeugung Haussammeln. Es ist sehr bedauerlich, dass es heuer zu dieser Unterbrechung gekommen ist. Gerade in dieser schweren Zeit werden die Spenden noch dringender gebraucht. Wir hoffen, dass viele Menschen dennoch auf irgendeine Art spenden. Und natürlich werden wir bei der nächsten Haussammlung wieder dabei sein!“ Christine Sainer (unten)
und Silvia Gutmann (oben), Pfarre Preding

„Ich bin sehr froh, dass ich schon Anfang Februar vor der Coronakrise 140 Familien besuchen konnte. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die einen so wertvollen Beitrag gegeben haben. Es wurde in den Vorjahren immer ein beachtlicher Betrag gespendet, von dem zehn Prozent in unserer Pfarre blieben. Mit diesem Geld konnten wir in Härtefällen unbürokratisch und sofort helfen. Jetzt gibt es die Möglichkeit, mittels Zahlschein die Caritas in ihrer wertvollen Arbeit zu unterstützen. Öffnen wir unser Herz, als Zeichen der Nächstenliebe. Danke!
Diakon Gottfried Kriendlhofer, Pfarre Ilz

Viele Menschen warten darauf, dass die HaussammlerInnen kommen. Für Menschen, deren Existenz nicht gesichert ist, sammeln wir Geld. Das ist das Eine. Ein genauso wichtiger Aspekt der Haussammlung ist die Begegnung mit einsamen Menschen. Dazu kommt, dass wir im Gespräch auch Notsituationen in unserer Pfarre erkennen und hier helfen können. Drum ist es schade, dass wir heuer aufgrund der Coronakrise nicht weitersammeln können. Gut, dass es einen anderen Weg zu spenden gibt!
Ja, und eines möchte ich noch anmerken: Es tut auch mir persönlich gut, wenn sich Menschen über meinen Besuch freuen!
Waltraud Reif, Pfarre Oberwölz

Was bleibt, sind die Menschen
Caritas-Haussammlung geht heuer anders. Bitte um Spenden!

Not hat viele Gesichter. Auch direkt vor unserer sprichwörtlichen eigenen Haustür leben Menschen, die täglich die Angst um ihre nächste Zukunft bewältigen müssen. Das wollen viele engagierte Frauen und Männer in der ganzen Steiermark verändern. Sie machen als Caritas-HaussammlerInnen auf ihrem Weg von Tür zu Tür auf verschiedene Notsituationen aufmerksam und bitten um Spenden. Heuer ist das erstmals nach fast 70 Jahren so nicht möglich, alles ist anders. Es ist wichtig, dass wir alle zu Hause bleiben, uns und andere schützen. Was bleibt, sind die Menschen, für die wir alle gemeinsam jetzt besonders da sein müssen: Menschen, denen die nötigsten Dinge des Alltags fehlen. Genau dafür werden die Spenden aus der Haussammlung konkret verwendet.
Die gesammelte Summe wird ausschließlich für Projekte zur Hilfe in der Steiermark verwendet, die ohne Spenden nicht finanziert werden könnten. Dazu zählen die Notschlafstellen für Menschen ohne Obdach: das Haus Franziskus in Leoben, die FranzisCa-Notschlafstelle für Frauen und Kinder, die Arche 38 für Männer, das Schlupfhaus für Jugendliche sowie das Ressidorf für Menschen, die in keiner anderen Betreuungseinrichtung aufgefangen werden. Spenden benötigt auch das Marienstüberl, wo tatkräftige Ehrenamtliche bis zu 250 warme Mahlzeiten täglich ausgeben, sowie die Marienambulanz. Dort werden Menschen behandelt, die nicht krankenversichert sind und für die die Hürde, zu einem Arzt zu gehen, zu hoch geworden ist.
Als ein Kernstück der Caritas-Nothilfe wirkt die Beratung zur Existenzsicherung (BEX) im gemeinsamen Netzwerk mit den Pfarren und Seelsorgeräumen in der ganzen Steiermark. Besonders hier werden Mittel aus der Haussammlung zur Überbrückung für Menschen in prekären Lebenssituationen verwendet. Die Caritas betreibt Regionalstellen der BEX für Sozialberatung in Graz, Bruck/Mur, Knittelfeld, Leoben, Kapfenberg, Hartberg und Voitsberg und kommt nun auch noch stärker in die Regionen. Sehr viele von Not betroffene Menschen hatten schon vor der Zeit von Corona Mühe, ihren Alltag zu bewältigen, und viele schafften es nur mit Unterstützung. Deshalb ist es in der Zeit des nötigen „Social distancing“ besonders wichtig, zusammenzuhalten und an die Schwächsten zu denken.
Georg Eichberger

Caritas-Haussammlung
IBAN: AT34 6000 0000 0792 5700
Haussammlung 2020 – Hilfe in der Stmk
www.caritas-steiermark.at/haussammlung

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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