Zeit für Kirche - Mein Ehrenamt | Teil 06
Wir riechen ja gar nicht, wie gut es uns geht

Gegen die Wegwerfgesellschaft. Schöne Dinge noch einmal nutzen. | Foto: Gödl

Man hat grauenhafte Erlebnisse im Rettungsdienst.“ Vorstellen kann man sich, dass der Einsatz im Rettungswagen und in der Leitstelle nervenzehrend ist. „Dadurch lernt man aber erst wieder zu schätzen, dass man zu Hause eine heile Welt hat“, nämlich eine Familiensituation mit zwei Söhnen und den vier Enkeln, „die wir, so gut es geht, genießen“.

Erika Maderbacher ist sich dessen nur zu bewusst, was ihr persönlich geschenkt ist. Seit einem schweren Unfall, seitdem sie weiß, dass alles auch hätte anders ausgehen können. „Wenn man neun Monate im Gipsmieder liegt und auf jeden Handgriff angewiesen ist“, dann verändere das die Weltsicht. „Ich habe für mich aus diesem Unfall so viel gelernt.“ Zufriedenheit, und vielleicht kommen aus solchen Erfahrungen die Gründe, dass „ich mich für die Mitarbeit in diesen Vereinen entschieden habe, um anderen zu helfen“. Ja, vielleicht gehe dieses Lebensgefühl, persönlich so viel zu besitzen, überhaupt noch weiter zurück, nämlich bis zu einer Kinderlähmungserkrankung, meint die 72-jährige Buchhalterin nachdenklich. „Ich kann alles selbst machen, das ist ein Geschenk.“

Weil sie schon so lange in der Pfarre mithilft und sich dort immer so wohl gefühlt hat, sei sie hineingerutscht, als in der Pfarrcaritas Bruck Not am Mann und an der Frau war. „Ich habe alle Leute gekannt und mich eben überhaupt ausgekannt.“ Die Betreuung des Kleiderladens der Caritas in Bruck, ungefähr 20 Damen machen hier abwechselnd Dienst, ist natürlich herausfordernd. Mit den Leuten, die herkommen, um einzukaufen, ist es nicht immer einfach. Ein scharfer Blick ist zeitweise notwendig, damit nicht unter der Hand etwas mitgeht, „aber die Damen beherrschen das“, meint Erika Maderbacher. „Es läuft nicht so schlecht“, bilanziert die gelernte Buchhalterin zufrieden, die die Abrechnung macht und auch schon lange Caritassammeln geht. Es muss ja Geld hereinkommen, schon um die Unkosten für die Räumlichkeiten zu decken. Die Caritas betreut auch die Notschlafstelle, „da beteiligt sich mein Gemahl“, verrät Erika Maderbacher einen weiteren Ehrenamtlichen.

Gisela Remler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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