Warum Theologie studieren? | Teil 01
Wie man bei der Taufe das Kind hält – nie gelernt

Durcheinandergewirbelt wurde sein Glaube. Andreas Monschein blickt zurück. | Foto: Fotos: Neuhold, privat
  • Durcheinandergewirbelt wurde sein Glaube. Andreas Monschein blickt zurück.
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Gegen so etwas wie eine Sakralsprache „habe ich angeschrieben“. Jetzt fühle er sich durch Papst Franziskus bestätigt, freut sich der Kindberger Pfarrer Andreas Monschein. Er schloss 2008 an der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz sein Studium ab. Im Sonntagsblatt-Gespräch erinnert er sich auch an das Verfassen seiner Diplomarbeit. Ob im deutschsprachigen offiziellen Römischen Messbuch auch die über 40 eigens geschaffenen Tagesgebete der Messe berechtigt seien oder nur die direkt aus dem lateinischen „Missale“ übersetzten, sei die Frage gewesen. Manche in Rom haben die deutschen Gebete wieder herausstreichen wollen. „Ich habe dagegengehalten“, erzählt Monschein. Der jetzige Papst mit seiner Stärkung der Ortskirchen gebe ihm Recht.[/p]

Taugt die an der Uni gelehrte Theologie für die Praxis eines Priesters, oder wäre nicht manchmal ein Gitarrekurs für die Jugendarbeit brauchbarer? Man lerne an der Universität auch nicht, „wie man ein Kind bei der Taufe richtig hält“, lacht Monschein. Das Handwerkszeug, die Anwendung des Gelernten müsse er sich oft abseits des Studiums selber aneignen, „herunterbrechen“.

Mit dem Schlusszeugnis in der Hand hätte er sich gewünscht, noch einmal mit diesem vielfältigen, spannenden Studium anzufangen, schildert Monschein. Fast unbemerkt habe sich eine Gesamtsicht eingeschlichen; vorher habe er eher für jedes einzelne Fach gelernt. Jetzt würde er auf das Praktische, die Pastoraltheologie, mehr den Schwerpunkt legen, bis hin zu Strukturen einer Diözese.

„Es war gehirnlastig“, bemerkt der Pfarrer. Ein gewisses Niveau und eine Professionalität müsse die Universität allerdings haben. Theologie lebe vom Wechselspiel zwischen Intellektuellem und Persönlichem. Kann man Theologie studieren und fromm bleiben? „Auf jeden Fall, aber vielleicht wird man anders fromm“, antwortet Monschein. Ein naives und verzerrtes Gottesbild werde „ein bisschen geradegerückt“. Der persönliche Glaube werde durcheinandergewirbelt.

[p]Nach dem Theologiestudium hatte der Steirer in Rom Gelegenheit, ein halbes Jahr internationale Vorlesungsluft zu schnuppern. Ist Graz kuscheliger? Nicht „wir haben uns alle lieb“ würde er bilanzieren, doch das Persönliche an der kleinen Fakultät bilde eine unglaubliche Qualität. Vertrautheit und Wohlwollen unter den Studierenden habe er gespürt, auch zwischen denen im Priesterseminar und den Laien. Toll sei, dass man den Professoren auch außerhalb der Vorlesungen begegne. „Vielleicht verkläre ich das“, zögert Monschein, doch nein, er bleibt beim Lob für den Studienort Graz.

Johann A. Bauer

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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