Mehr als Sport | Teil 03
Nicht das Ergebnis zählt, sondern das Erlebnis

Die am häufigsten gestellte Frage nach dem Graz-Marathon ist jedesmal die gleiche: Welche Zeit bist du gelaufen? (Um keine unverdienten Lorbeeren abzustauben, sei darauf hingewiesen, dass ich nur beim Halbmarathon antrete – auch wenn ich sonst nicht gern halbe Sachen mache.) Dabei geht es mir in erster Linie um das Laufen selbst, um die Zeit, die ich damit verbringe, nicht um jene, die am Ende auf der Anzeigetafel steht. Meistens laufe ich ohne Uhr. Aber dann packt mich unterwegs doch immer wieder der Ehrgeiz, fange ich im Kopf zu rechnen an, ob ich im Rahmen bin, ob ich das Tempo so durchhalten kann oder ob sich eine neue persönliche Bestzeit ausgeht.

Hier wird deutlich: Es gibt zwei ganz unterschiedliche Zugänge zum Sport. Beim einen steht die Leistung, das Ergebnis im Vordergrund, beim anderen das Erlebnis. Beim einen geht es um Messbares und Zählbares, beim anderen um Erzählbares und Unermessliches. Berührungspunkte zwischen Sport und Glauben sind vor allem entlang dieses zweiten Zugangs zu finden, wo nicht die Konkurrenz, das Sich-Messen, Siege und Rekorde wichtig sind, sondern die Begegnung mit sich selbst, mit der Natur und mit dem Schöpfergott. Gerade das Laufen, das ja von vielen nicht als Wettkampf, sondern als Ausgleich zum stressigen Alltag betrieben wird, eignet sich hervorragend dazu, als meditative Übung wahrgenommen zu werden, die auch spirituelle Erfahrungen, ein Zu-sich-selbst-Kommen, eine Begegnung mit Gott ermöglicht.

Der DSG-Adventlauf bietet seit 20 Jahren Gelegenheit zu dieser anderen Erfahrung von Sport und hat sich als „das besinnlichste Sportereignis des Jahres“ einen guten Namen gemacht. Auf Initiative der DSG gibt es den Sportlergottesdienst am Vorabend des Graz-Marathons, der sich großer Beliebtheit bei Läuferinnen und Läufern erfreut und meistens mit Sportbischof Franz Lackner gefeiert wird – zuletzt gemeinsam mit dem Team vom „run4unity“, dem Benefizlauf der „Jugend für eine geeinte Welt“.

Eine Projektgruppe der DSG hat vor einigen Jahren einen eigenen Lehrgang entwickelt, bei dem man sich zum „spirituellen Laufcoach“ ausbilden lassen kann. Dieser Kurs hat bereits einige Male stattgefunden und schließt mit einem Diplom ab. Auch Seminare über meditatives Laufen werden immer wieder angeboten und gerne angenommen. Darin kann der ALPHA-Lauf sowie verschiedene Entspannungs- und Meditationstechniken erlernt und eingeübt werden.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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