Religionslehrer mit Esprit | Teil 05
Meine Schüler lassen sich von mir begeistern

Heuer ist wenig los in ihrem Fach, aber in anderen Jahren sind es im Gymnasium Kapfenberg doch ungefähr zehn Schüler, die zur Matura Fragen beantworten wie „Jesus und die Nachhaltigkeit“, „Die Päpstin Johanna. Frauengeschichten im Mittelalter“ oder „Die Geschichte Israels“. Angelika Donnerer muss lachen: „Meine Kollegen sagen manchmal: ,Du bist so routiniert, diese Fragen machen die ganze Matura spannend.‘“ Es stimmt, das ist schon ihre 14. oder 15. Reifeprüfung. Da hat man einen bestimmten Ruf. Eine „Frau Professor“, wie sie im Buche steht. Die nie was anderes sein wollte. Sagt sie zumindest – ob die Schüler ihr das abnehmen, ist eine andere Frage.

Nein, dass sie Lehrerin werden wollte, war für sie schon in der Volksschule klar, nur die Fächer lagen noch nicht fest. Sie arbeitet gern mit Kindern und Jugendlichen, Englisch als Arbeitssprache macht ihr Spaß, mit Kollegen fächerübergreifend sei besonders interessant. Also bitte, da war es doch klar.

Sozialprojekte in ihrem Unterricht aufzugreifen, das ergab sich irgendwann. „In einer sechsten Klasse bekamen wir einen rollstuhlfahrenden Spastiker. Da sagte ein Mädchen, wenn sie dieses Kind zur Welt bringen müsste, würde sie es abtreiben.“ Zuerst herrschte große Betroffenheit. Im Anschluss begann der behinderte Jugendliche über sich zu erzählen. Um ihm einen elektrischen Rollstuhl zu finanzieren, organisierten die Schüler mehrere Veranstaltungen und sammelten bei Firmen rund 5000 von den notwendigen 17.000 Euro. So entstand der „Sozialeuro“ als Aktion, mit dem heute an der Schule Unterstützungen für Schüler möglich sind. „Das zeigt, dass in Jugendlichen viel von sozialer Kompetenz steckt, wenn man sie nur weckt.“ Das mache den Schulalltag schöner. „Ich muss sagen, an unserer Schule ist diese Möglichkeit gegeben.“

Angelika Donnerer kümmert sich gemeinsam mit anderen Kollegen auch um das Mediationsteam. „Die Lösung für ihre Probleme müssen die Schüler selbst finden, sie wird dann vermerkt. Nach 14 Tagen fragen wir noch einmal nach, ob sich etwas getan hat.“ Eine weitere Aktion für das Verständnis der Konfessionen ist das interreligiöse Gebet am Anfang des Schuljahres, an dem schon vier Konfessionen teilnehmen. „Mir gefällt das, denn ich wollte immer ökumenisch arbeiten.“ Wandern, Yoga und Verreisen gehören zu den Hobbys der 44-Jährigen. Sie verspürt ein neues Interesse der Jugendlichen an ihrem Fach. „Die Bibel wird wieder mehr gelesen, denn die Probleme sind ja die gleichen geblieben.“

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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