Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 060
Identität bewahren

Johannes Paul II. besuchte im Rahmen seiner vielen Pastoralreisen dreimal Österreich. | Foto: KNA
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Nach dem Tod Papst Pauls VI. 1978 und dem dreiunddreißig Tage dauernden Pontifikat des lächelnden Johannes Paul I. begann mit Johannes Paul II. eine außerordentlich vielseitige und fruchtbare Epoche der gegenwärtigen Kirche. Schon das Konklave, die Versammlung der zur Papstwahl berechtigten 120 Kardinäle unter 80 Jahren, hatte gezeigt, wie sehr sich das Gesicht der Kirche verändert hatte: Aus allen Kontinenten kamen die Kirchenführer unterschiedlichster ethnischer Abstammung und Hautfarbe in Rom zusammen, um schließlich nach mehr als 400 Jahren den ersten Nichtitaliener auf den Stuhl Petri zu wählen.

Der erste slawische Papst der Kirchengeschichte trug wesentlich zum Zusammenbruch des Ostblock-Kommunismus bei und bleibt durch seine charismatische Persönlichkeit der Welt in außergewöhnlicher Erinnerung: 104 Auslandsreisen führten ihn in 127 Länder zur Begegnung mit Millionen von Menschen. Unvergessen bleiben seine interreligiösen Begegnungen, vor allem die Intensivierung des Dialogs mit den Juden, seine ökumenischen Akzente, sein anrührender und heftiger Protest gegen die Kriege der Zeit, die Einführung der großen Weltjugendtage… Sein beständiges Eintreten für die Rechte der Armen verband er mit deutlicher Kritik am neoliberalen Kapitalismus. Mit Mutter Teresa und ihrer weltweiten Arbeit wusste er sich aufs Engste verbunden. Unter Johannes Paul II. wurden mehr als 1800 Personen selig- und heiliggesprochen, mehr als doppelt so viele wie in den vergangenen 400 Jahren zusammen.

Der Papst blieb auch unverstanden: Innerkirchliche Kritiker werfen ihm vor, in der Disziplinierung mancher Theologen, vor allem in Lateinamerika, und in Fragen der Ehe- und Sexualmoral zu streng gewesen zu sein. Die Diskussion um Zulassung von Frauen zum Priesteramt wurde mit seinem Lehrschreiben „Ordinatio sacerdotalis“ 1994 definitiv beendet. Einige Bischofsernennungen im deutschsprachigen Raum haben Ende der achtziger Jahre Widerspruch ausgelöst, ebenso die Anordnung an die katholische Kirche Deutschlands, aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung auszusteigen.

In den letzten Jahren seines Lebens beeindruckte Papst Johannes Paul II. viele durch die Gottergebenheit, mit der er Krankheit und Gebrechen öffentlich trug. Unter seinem Pontifikat entstanden und wuchsen die „Movimenti“, neue geistliche Laienbewegungen. Dazu gehören die „Fokolarbewegung“, die „Gemeinschaft von Sant’ Egidio“, das Neokatechumenat, die Bruderschaft „Comunione e Liberazione“ und andere. Eine besondere Rechtsstruktur wurde für das „Opus Dei“ mit der Errichtung einer Personalprälatur geschaffen.
Der Abschied von Johannes Paul II. wurde zur größten Trauer­feier der Menschheitsgeschichte.

 

 

Johannes Paul II. besuchte im Rahmen seiner vielen Pastoralreisen dreimal Österreich. | Foto: KNA
Johannes Paul II. beim Friedensgebet in Assisi. | Foto: KNA-Bild
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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