Mein Südsudan-Tagebuch | Teil 03
Endlich aus Klauen der Saatgutkonzerne heraus

Sympathische Begegnungen trotz aller Not erlebte Bischofsvikar Glettler im Südsudan. | Foto: Caritas
  • Sympathische Begegnungen trotz aller Not erlebte Bischofsvikar Glettler im Südsudan.
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Nachmittagsfahrt am 29. Mai an den Rand der Stadt Juba, eigentlich schon ein ländliches Gebiet, Dörfer mit den wunderbaren, runden Lehmhütten, natürlich auch unzählige blechgedeckte Baracken, die Straßen mit den extremen Ausschwemmungen und Schlaglöchern, wie sie allen Afrikareisenden vertraut sind.

Wir erreichen Lologo. Die St. Vinzenz de Paul Society führt hier ein großes Zentrum mit Baby-Feeding-Center (Baby-Ernährungsort), Kindergarten, Schule und Ausbildungsprogrammen, in das täglich bis zu 1300 Menschen kommen. Teilweise wird das Areal auch geöffnet für die Nachbarschaft und andere Nichtregierungsorganisationen. Ein Gemeinschaftssinn, der mir sehr sympathisch ist. Im Zentrum eine mit Blech gedeckte Kapelle. Spärlich eingerichtet, ein Bild für den armen Christus inmitten seines Volkes!

Landwirte mit begeisterndem Gemeinsinn.

30. Mai. In Yambio Treffen mit Robert, einem Iren, der für die österreichische Caritas in der Unterstützung von sogenannten CBOs mitarbeitet. Die Community Based Organisations sind lokale Genossenschaften von Farmern, die sich gegenseitig unterstützen. Man nützt Synergieeffekte.

Der eine Betrieb spezialisiert sich auf die Wartung der Maschinen, der andere entwickelt das traditionelle Saatgut weiter, um endlich aus den Klauen der internationalen Saatgutkonzerne wieder herauszukommen, der dritte widmet sich dem Anbau von Getreidesorten … begeistert mich!

Andere spekulieren mit Urerlebnis Essen.

31. Mai. In Nyarjwa besichtigen wir ein großes Stück Land, das die Vinzenzgemeinschaft erwerben konnte. Die Gesundheitsstation macht einen guten Eindruck, relativ professionell, sogar mit Labor und eigener Apotheke. Auf dem Areal, das gerade mühsam eingezäunt wird, wieder eine landwirtschaftliche Schulung für Frauen. Danach Fahrt zum nächsten Baby-Feeding-Center.

Es berührt mich ganz eigenartig, das Urerlebnis Essen mit dieser Dringlichkeitsnote zu sehen. Ist es nicht ein Wahnsinn, dass so etwas in unserer Zeit notwendig ist? Auf Lebensmittelpreise wird an den Börsen spekuliert, Nahrung wird in unserer westlichen Gesellschaft verschwendet und weggeworfen, und hier?

Ob wir eine große Menge erreichen?

Auf dem Rückflug, 1. Juni. Ein dankbarer und kritischer Blick zurück auf eine intensive Woche. Ich denke an ein paar Aussagen von Mutter Teresa, wenn sie nach dem Ertrag ihrer Arbeit und der Nachhaltigkeit ihrer Sorge um die Ärmsten der Armen gefragt wurde. Wir dürfen uns nicht auf die Quantitäten fixieren – ob wir mit unseren Aktivitäten eine große Menge erreichen und Großartiges tun oder nicht. Alles beginnt mit der Qualität unserer Hingabe. Nur die Liebe macht alles fruchtbar.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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