Beten mit Israel | Teil 02
Der Typ des Betenden

Gebet und Haltung: Ganz, mit Leib und Seele, vor Gott. | Foto: KNA

David – ein betender König

Auch wenn die Psalmen ziemlich sicher nicht von König David aus dem 10. Jh. v. Chr. stammen, wird daran deutlich, dass David gleichsam als „Typ eines betenden Menschen“ angesehen wurde. Von seiner Haltung und von seinen Erfahrungen her erschließt sich auch ein Großteil der Psalmen. In dieser Reihe sollen die zwei ausführlichsten ihm zugeschriebenen Gebete vorgestellt werden. Heute: Davids Dankgebet (2 Samuel 7,18–29).

Beschenkt. David hatte zu Beginn des Kapitels das Missverhältnis zwischen eigenem Wohnen in einem Palast und der bescheidenen Unterbringung von Gottes Bundeslade (im Zelt) gespürt (v1f). Großzügig bot er über den Propheten Natan Gott an, ihm ein Haus, einen Tempel, zu bauen. In der Nacht erhält Natan dazu eine abschlägige Antwort Gottes, in der dieser aber gleichzeitig verspricht, David „ein Haus“ – gemeint ist eine Dynastie – zu bauen und seinem Nachfolger „Vater“ zu sein (v4–16). Davids Beten hier ist Reaktion auf einen Gott, der überreich beschenkt. Er ist noch weit großzügiger als er selber.

Haltung vor Gott. Der König „setzt sich vor Gott“ (v18), im damals üblichen Kniesitz, mit den Oberschenkeln auf den Unterschenkeln und Fersen aufliegend, mit aufrechtem Rücken. Eine Haltung, die einerseits Ehrfurcht vor Gott ausdrückt, anderseits über längere Zeit sowohl Ruhe als auch Wachheit gewährt, ist eine große Hilfe fürs Beten. Wir beten auch mit unserem Körper, nicht nur in den Gedanken des Kopfes.

Im selben v18 drückt er in den beiden Fragen doppelt seine Unwürdigkeit aus. Sie betrifft ihn selber und seine Großfamilie (auch „Haus“). Gott gegenüberzutreten geschieht nie auf gleicher Ebene. Der Text betont dies mit dem Kontrast der siebenfachen Gottesanrede mit „Herr Jhwh“ und der zehnfachen Selbstbezeichnung „dein Diener“. Umso berührender ist es, wenn Gott trotz unserer Niedrigkeit – sie gilt auch für einen König – uns anhört und mit uns Beziehung hält.

Wie Liebende. Weil Gott uns innerlich kennt, in unser Herz schauen kann, müssten wir eigentlich kein einziges Wort mehr ihm sagen. Dies formuliert David in v20. Dennoch betet er weiter zu ihm – wie Liebende, die trotz inniger Vertrautheit manches wiederholt sagen und damit dem Partner Freude bereiten, dass sie ihren Gefühlen und ihrer Wertschätzung Ausdruck verleihen.

Bekenntnis. Davids folgendes Lob enthält erneut die Aspekte der Unvergleichlichkeit (s. schon Ex 15,11) und Einzigkeit Gottes (vgl. 1 Sam 2,2). Über die in persönlicher Erfahrung wurzelnde Einmaligkeit erhebt sich das Beten so zu einem theologischen Bekenntnis (v22). Es nennt in der Folge (v23) auch Gottes wunderbares Handeln an Israel, das dieses einzigartig unter den Völkern macht. Davids Beten ist nicht gefangen in seinen eigenen Anliegen, sondern richtet sich auf die Gemeinschaft.

Gegensätze. Wie kann ein Mensch wagen, mit seinen Bitten vor Gott zu treten? In v27 gibt David dazu eine nie sonst begegnende Begründung: „weil du das Ohr aufgedeckt hast [= ein Wort geschenkt, angeredet hast] ..., hat dein Diener sein Herz gefunden, zu dir zu beten.“ Wir bekommen Mut, Kraft und Worte, uns an Gott zu wenden, weil er bereits zuvor sich uns zugewendet hat.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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