Weltrezepte | Teil 02
Bei uns bringen die Gäste das Essen mit

Foto: Johanna Leitner
3Bilder

Schon als Kind kam Olivia Rössler regelmäßig nach Wien. „Mein Großvater stammte aus Klosterneuburg und ist nach dem Ersten Weltkrieg nach Schweden ausgewandert. Obwohl ich ihn nie kennen gelernt habe und mein Vater in Schweden geboren wurde, haben wir einmal im Jahr hier Urlaub gemacht. Und es hat mir immer gefallen.

Ich probier‘ es in Österreich. „Schon in der Schule wusste ich, dass ich einmal in einer Apotheke arbeiten möchte. Ich wollte aber auch ins Ausland“, erzählt Olivia Rössler. Gesagt – getan. Mit 19 Jahren zog sie nach Wien, fand eine Wohnung in der Nähe des Schwedenplatzes und ging schnurstracks in die dort befindliche Schwedenapotheke, um sich nach einem Job zu erkundigen. Schließlich wurde sie von einer Kollegin gefragt, warum sie nicht Pharmazie studiere. Es folgten fünf Semester an der Uni Wien. Weitere Semester, den Studienabschluss und das Aspirantenjahr machte sie allerdings in Göteborg. Doch dann zog es sie erneut nach Wien. Seit einem Jahr lebt und arbeitet die 33-Jährige in Linz.

Kontaktfreudiges Österreich. „Es war eigentlich nicht schwer, hier Anschluss zu finden“, freut sie sich im Rückblick, „hat man jemanden einmal getroffen, winkt man sich beim nächsten Mal zu und plaudert, als ob man sich schon lange kennen würde.“ Das kannte die junge Schwedin aus ihrer Heimat nicht. Dort gibt es zwar „sehr gute Freunde und die Familie, aber keiner würde auf die Idee kommen, einen flüchtigen Bekannten beim nächsten Mal zu grüßen oder gar mit ihm zu reden“. Umso mehr genießt sie ihren großen Bekanntenkreis in Linz. Sogar auf eine schwedische „Gemeinschaft“ ist sie hier gestoßen, die unter anderem die traditionellen schwedischen Feste gemeinsam feiert. Im Vorjahr hat Olivia Rössler den Vorsitz dieses geselligen Kreises übernommen.

So viele Gasthäuser. Heimweh verspürt Olivia Rössler nur, wenn sie an ihre Familie in Malmö denkt. „Ich lebe gerne in Österreich. Besonders mag ich die vielen Restaurants und Kaffeehäuser“, lacht sie: „Hier trifft man sich ja oft in einem Gasthaus.“ Auch das war neu für sie. „In Schweden gibt es günstige Lokale, wo man sich an der Kassa anstellt und dann das Essen selber holt. Alle anderen Restaurants haben sehr hohe Preise“, erklärt Olivia Rössler den Grund dafür, dass sich in ihrer Heimat Familien und Freunde gegenseitig zu Hause einladen. Anlässe bieten vor allem Feste wie Ostern, Mittsommer, das Krebsfest oder das Luciafest. Jeder, der kommt, bringt eine Speise mit. Beim Gedanken an die süßen Safranbrötchen zum Luciafest gerät sie ins Schwärmen.

Hohe Qualitätsansprüche. „Wir Schweden wollen immer ganz genau wissen, was wir essen und woher ein Lebensmittel kommt“, erklärt die Pharmazeutin. Und so wird beim Einkaufen immer viel nachgefragt. „Manche Dinge, die ich besonders gerne esse, kann ich hier in Österreich leider nicht kaufen. Darum bestelle ich Kartoffelchips, Käse und verschiedene Süßigkeiten in Schweden. Und wenn mich mein Bruder besucht, nimmt er mir auch immer etwas mit“, erzählt Olivia Rössler.

Beim Kochen bevorzugt sie schwedische Küche mit viel Fisch. Und sie geht gerne essen. Da trifft es sich gut, dass Johannes Eidenberger in seinem Lokal „Cook“ Spezialitäten aus der schwedischen Küche anbietet. Olivia zählt zu seinen Stammgästen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ