800 Jahre Diözese Graz-Seckau | Teil 10
Armenfürsorge und soziales Tun

Gründungsfeier für das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz am 20. Juni 1615: Erzherzog Ferdinand (später Kaiser Ferdinand II.) überreicht Pater Gabriel Ferrara die Gründungsurkunde. | Foto: Roth
  • Gründungsfeier für das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz am 20. Juni 1615: Erzherzog Ferdinand (später Kaiser Ferdinand II.) überreicht Pater Gabriel Ferrara die Gründungsurkunde.
  • Foto: Roth
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Seit den Anfängen der Kirche war die Sorge um die Armen im christlichen Leben verankert. Sie folgte dem Beispiel und Auftrag Jesu in seiner Verkündigung, der auf konkrete Formen der Barmherzigkeit hinwies. Der Bischof wurde schon seit der Spätantike zu einem Hauptträger der christlichen Armensorge, die zugleich zu seinen wichtigen Amtspflichten gehörte.

Im Mittelalter und in der Neuzeit übernahmen neben Bruderschaften vor allem Klöster und Orden aus ihrer Berufung heraus karitative Aufgaben: Sie gründeten Hospize und Spitäler, sorgten sich um Bedürftige und Notleidende, wenn sie an der Klosterpforte anklopften, nahmen sich der Pilgernden und Reisenden an, begleiteten Gefangene, übernahmen die Bestattung von Verstorbenen und beteten für deren Seelenheil.

Vom Frauenkloster Göss ist bekannt, dass jährlich am 7. September, dem Todestag der Stifterin Adala, eine beachtliche Almosenspende an Arme und Bedürftige sowie an das Spital erfolgte. So sollen 6000 bis 8000 Personen zur Brotverteilung gekommen sein. Diese Gabe lässt sich bis zur Zeit Kaiser Josephs II. (1780–90) nachweisen, der das Kloster trotz seines Spitals und Siechenhauses auf-hob.

Wie in Seckau, wo das Spital bis 1912 bestand, war ein solches auch mit dem obersteirischen Stift Admont verbunden. Das Kloster gab einen Teil seiner Einnahmen aus dem Eisenerzabbau am Gebhardstag (15. Juni), dem Jahrestag seines Gründers, als Armenspende. Anlässlich der 700-Jahr-Feier erließ das begüterte Benediktinerstift seinen Untertanen die Getreideschulden und Zehentrückstände. Von Abt Matthäus Offner (1751–79) ist bekannt, dass er an jedem ersten des Monats Brot und Mehl für bis zu 200 Personen verteilte. Bis in das vergangene Jahrhundert konnten im Kloster Arme und Behinderte wohnen, für deren Kost das Stift aufkam und die im Volksmund als „Gaggen“ bezeichnet wurden. Heute führt das Stift das Senioren- und Pflegeheim St. Benedikt bei der Wallfahrtskirche Frauenberg.

Zu den Krankenpflegeorden der Barmherzigen Brüder und Elisabethinen, die sich im 17. Jahrhundert in Graz niederließen, gesellten sich ab dem 19. Jahrhundert mehrere männliche und weibliche Kongregationen, die im weiten sozialkaritativen Feld wirkten. Dazu gehörten die Betreuung von Kindern, Jugendlichen und alten Menschen, die Armen-, Waisen- und Behindertenfürsorge, die Erziehung und Bildung vor allem bedürftiger Menschen. Von hoher Bedeutung für die Pflege der Kranken sind die Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul, die bis 2005, also eineinhalb Jahrhunderte, im Landeskrankenhaus Graz wirkten, aber auch die Kreuzschwestern, die Vorauer Schwestern und andere Kongregationen. Barmherzige Schwestern waren für viele Jahrzehnte im „Haus der Barmherzigkeit“ und im Odilien-Institut in Graz tätig. Die Kreuzschwestern nahmen sich seit 1879 im Pius-Institut in Bruck der Kinder mit Behinderung an.

Neben den Pfarren mit ihren Pfarrarmeninstituten brachte das Vereins- und Verbandswesen mit vielen Einrichtungen und Häusern besonders ab dem 19. Jahrhundert bedeutende Leistungen im Sozialkatholizismus hervor. Sie bildeten eine wesentliche Stütze für die Armenpflege und Wohltätigkeit.

Schon 1819 lässt sich in Graz in der Stadtpfarre Mariä Himmelfahrt ein Frauenverein zur Unterstützung von Armen nachweisen. Der 1831 gegründete Wohltätige Frauenverein für die Kinderbewahranstalten der Stadt Graz war überkonfessionell konzipiert. Der Katholische Frauenverein der werktätigen christlichen Liebe, 1848 ins Leben gerufen, bildete zusammen mit dem Vinzenzverein, der Katholischen Frauenorganisation, dem Verein Hauskrankenpflege, der Österreichischen Völkerwacht, dem Paulusverein und dem Taubstummeninstitut im Jahr 1924 den „Steiermärkischen Karitasverband“.

Unermüdlich in den Dienst für die Ärmsten der Armen stellen sich pfarrliche Vinzenzgemeinschaften und die 38 VinziWerke, die vom Lazaristenpriester und Pfarrer von Graz-St. Vinzenz, Wolfgang Pucher, mit der Vinzenzgemeinschaft ins Leben gerufen wurden. Über all das hinaus hat vieles, was an Caritas-Dienst in unserem Land geschah und geschieht, von Klöstern, Pfarren, Bruderschaften, sozialen Stiftungen, Vereinen und sonstigen Organisationen, ferner von Christinnen und Christen in Form ehrenamtlichen Engagements initiiert, getragen und praktiziert wurde und wird, wohl keinen Niederschlag in den historischen Quellen gefunden.

Michaela Sohn-Kronthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ