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Wie leben wir mit Corona?

Foto: Caritas Steiermark
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Alltag in Corona-Zeiten
Ein mikroskopisch kleines Virus hat weltweite Auswirkungen. Delfine in der Adria, das Wasser in den Kanälen von Venedig ist klar. Die Welt hat den Atem angehalten. Covid19 heißt der Grund. Tausende Menschen sterben. In manchen Ländern und Gebieten Hunderte an einem Tag. Die österreichische Regierung hat mit strikten Maßnahmen und Verboten reagiert. Ausgangsbeschränkungen, Versammlungsverbote, keine öffentlichen Veranstaltungen, geschlossene Geschäfte und Bildungseinrichtungen. Fast alles scheint plötzlich für eine Weile still zu stehen. Wie ist das Leben in diesen Zeiten? Ein Pensionist und eine Krankenschwester erzählen.

Wie leben wir mit Corona?
Wie weit hat Corona unseren Alltag verändert? Helmut Reinhardt ist in Pension, lebt allein
und erzählt, wie er die Ausgangsbeschränkungen erlebt. Die Krankenschwester Sandra
Fleischhacker berichtet von ihrer Arbeit und wie das Virus sich auf ihr Leben auswirkt.

»Die nicht alltäglichen besonderen Dinge fallen derzeit leider aus.«
Helmut Reinhardt ist Pensionist und lebt in Graz.

In meinem üblichen Tagesablauf hat sich eigentlich nichts wesentlich geändert. Aber man muss ihn vorsichtiger gestalten. Wenn ich unter Leute gehe, trage ich eine Maske, und mein Sohn erledigt Einkäufe für mich. Außerdem habe ich das Glück, in einem Haus mit Garten zu leben. Da ist auch in Zeiten wie diesen und gerade bei schönem Wetter immer etwas zu tun. Damit hat man Zerstreuung.
Die nicht alltäglichen Dinge, die besonderen Erlebnisse, fallen derzeit leider aus. Zum Beispiel gemeinsame Wanderungen oder die Sonntagsgottesdienste fehlen mir. Auch wenn ich mir Fernsehgottesdienste ansehe und es schön und bereichernd ist, einmal etwas Neues zu sehen, aber die Gemeinschaft, das Zusammensein beim Pfarrcafé, das fehlt. Auch meine Tätigkeit in der Pfarre kann ich momentan nicht ausüben: das Besuchen von Geburtstagsjubilaren. Das tut mir besonders für die Senioren leid, denn sie freuen sich, wenn jemand auf ein Plauscherl kommt.

Vorfreude auf das „normale“ Leben
Im Prinzip bin ich ein Risikopatient, aber ich fühle mich Gott sei Dank im Allgemeinen ganz gesund und mache mir keine großen Sorgen. Aber einen engen Freund habe ich durch das Virus verloren. Er war leider gesundheitlich vorbelastet. Bei der Verabschiedung im engsten Kreis konnte ich dabei sein, das tröstet. Ich muss sagen, im Glauben geht alles leichter. Auch der Kontakt mit der Familie ist anders geworden. Meine Tochter und die Enkelkinder sehe ich nur noch auf Abstand. Ich fahre regelmäßig Fahrrad, das hilft mir, aktiv und in Bewegung zu bleiben. Denn ins Fitness-Studio kann man ja derzeit nicht gehen. Ich hoffe und freue mich, wenn wieder „normales“ Leben möglich ist.

»Niemand kann wissen, wie der eigene Körper auf das Virus reagiert.«
Sandra Fleischhacker ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin im LKH Graz II – Standort West.

Das Krankenhaus, in dem ich arbeite, ist momentan auch ein Corona-Schwerpunkt-Spital in der Steiermark. Das heißt, dass derzeit die meisten Infizierten, die stationär betreut oder ambulant untersucht werden müssen, zu uns kommen.
Anfangs hat mir der Gedanke Angst gemacht – besonders mit Blick auf meine Familie – es wäre das Schlimmste für mich, wenn ich zum Beispiel meine Oma anstecken würde. Aber seit ich sehe, wie gut die Abläufe und Strukturen funktionieren, weiß ich, die Situation im Krankenhaus ist unter Kontrolle. Wir haben Gott sei Dank noch Schutzausrüstung und wurden geschult, wie wir damit umgehen müssen. Meine KollegInnen und ich arbeiten seit vier Wochen nur mit Infizierten, und es hat sich noch keiner von uns angesteckt. Aber ich bin trotzdem vorsichtig. Ich achte noch genauer auf Hygiene, wenn ich meinen Arbeitsplatz verlasse und nach Hause fahre, und besuche meine Familie nicht.

Bleiben Sie zu Hause – wir bleiben für Sie da!
Meine Arbeit ist „seit Corona“ nicht viel anders als davor. Körperlich ist es herausfordernder – stundenlang in Schutzkleidung zu arbeiten ist anstrengend. Wer mit Maske einkaufen war, kann das wohl ein klein wenig nachfühlen.
Ich habe keine Angst vor dem Virus, sondern Respekt. Niemand kann wissen, wie der eigene Körper darauf reagiert. Ich kann nicht sagen: „Du bist 30 Jahre alt und gesund – dir kann nichts passieren.“ Niemand ist unverwundbar. Auch wenn man selbst wieder gesund wird – wer sich nicht an die Maßnahmen hält, gefährdet andere, die wirklich schwer erkranken können. Mein Appell: Bleiben Sie zu Hause – meine KollegInnen und ich bleiben für Sie da.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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