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Vom Einsetzen und Wachsen

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Das diözesane Motto für die Fasten- und Osterzeit – „Einsetzen und Aufleben“ – aufgreifend, erzählt Martha Ortner, warum und wofür sie sich in der Kirche einsetzt. Die erfahrene Bio-Blumenbäuerin Margrit De Colle weiß, was es vom Einsetzen des Samens bis zur Pflanze braucht.

Willst du mich pflanzen?
Nein, also doch! Aber nicht so wie du denkst! Ich will dich nicht ärgern oder auf den Arm nehmen. Ganz im Gegenteil. Ich will, dass du wachsen kannst, dich entfalten, gedeihen und aufleben. Dafür setze ich mich ein. Einsetzen kann man also nicht nur etwas sondern auch sich selbst. Beides kann Frucht bringen. Martha Ortner aus der Weststeiermark erzählt von ihrem Einsatz in der Pfarre und im Seelsorgeraum und was sie wachsen lassen will. Bei Margrit De Colle am Bauernhof „Vom Hügel“ in der Oststeiermark wachsen und blühen Bioblumen. Sie erzählt wie es vom Samen zur Pflanze kommt und was das mit uns Menschen zu tun haben kann.

»Ich glaube daran, dass auch Glaube wachsen kann.«

Martha Ortner

ist Sozialpädagogin und Ehrenamtliche im Seelsorgeraum Schilcherland.

Hättest du Lust, bei der Jungschar auszuhelfen? Die Pfarre könnte dir auch eine Ausbildung ermöglichen!“ Ich war 16 Jahre alt, in Ausbildung zur Kindergarten- und Hortpädagogin und liebte die Arbeit mit den Kleinen. Von Kirche hatte ich nicht viel Ahnung. Trotzdem gab es da unsere Pastoralassistentin, die daran glaubte, dass ich Kindern etwas vom Glauben mitgeben kann. Sie hat Gott in mir gesehen, bevor ich selbst das Göttliche in mir erkannt habe. Das hat mich zutiefst berührt und tut es heute noch. Der Jungschargrundkurs zeigte mir, dass es noch mehr Leute wie mich gibt, die die Botschaft leben und etwas bewirken möchten, auch wenn – oder gerade weil – sie jung und voller Tatendrang sind! Und die eine Gemeinschaft bilden, in der jede/r willkommen ist. Ob man den Ablauf einer Messfeier kennt oder nicht.

Einsetzen und wachsen lassen
Deshalb setze ich mich heute als geschäftsführende Vorsitzende des Pfarrverbandsrates St. Stefan – St. Josef, in der Seelsorgeraum-Steuerungsgruppe, im Arbeitskreis Innovation, als werdende Wortgottesdienstleiterin und Freiwilligenkoordinatorin ein: weil ich gesehen und in eine Gemeinschaft aufgenommen wurde, ohne gefragt zu werden, was ich bereit bin zu geben. Diese Offenheit, das Zugehen auf Menschen und deren Leben ist es, was ich weitergeben möchte. Wir alle sind DienerInnen im Weingarten des Herrn. Ganz egal, ob wir die Weinstöcke gießen, vertrocknete Reben abschneiden oder frische Triebe pflegen, um aus ihnen früchtetragende Äste werden zu lassen. Schließlich geht es ja nicht darum, möglichst viele Trauben zu ernten, sondern aus den Samen neue Stöcke wachsen zu lassen.

»Pflanzen wie Menschen brauchen das richtige Umfeld, um zu gedeihen.


Margrit De Colle

ist Soziologin und die erste Bio-Blumenbäuerin Österreichs.

Die großen Zusammenhänge in der Welt und kreatives Arbeiten haben mich immer schon interessiert und fasziniert. Speziell an der Blumenindustrie hat mir vieles nicht gefallen, aber ich wollte nicht nur kritisieren, sondern eine Lösung machen. So habe ich nach Jahren soziologischer Arbeit beim Welthaus der Diözese Graz-Seckau schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit getan und mein eigenes, kleines, nachhaltiges und faires Projekt geschaffen. Meine Bio-Blumen-Landwirtschaft ist nicht nur ein Produktionsbetrieb, sondern auch ein Bildungsprojekt. In meinen Workshops lade ich die Menschen dazu ein, die Jahreszeiten zu spüren, den Lauf der Natur, vom Samenkorn bis zum Blumenstrauß. Auf meinem Hof kann man diesen Werdegang miterleben. Damit möchte ich zum Nachdenken anstoßen über die Natur und ihre Bedürfnisse.

Einsetzen und beschützen bis zum Aufblühen
Zuerst muss man sein Saatgut kennen. Jede Sorte braucht etwas anderes. Manche Samen sind Lichtkeimer, andere Dunkel- oder Frostkeimer. Dann braucht es die passende Erde, Temperatur und Luftfeuchtigkeit – das ganze Umfeld muss stimmen, damit ein Samen keimt. Im besten Fall kommt ein zartes Pflänzchen heraus, das ich beschützen und begleiten muss, bis es groß und stark genug ist, um hinaus ins Raue, also auf den Acker gesetzt zu werden. Nun heißt es regelmäßig jäten und hoffen, dass es genug regnet und nicht hagelt. Wir bewässern nicht künstlich und verwenden keine chemischen Pflanzenschutzmittel. Denn wenn Umfeld und Betreuung passen, braucht es keine Chemie. Mit Pflanzen ist es also ein bisschen wie mit Menschen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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