Positionen - Karl Veitschegger
Vielleicht diesmal

„Vatikan plant Kirchenreform. Es gilt die Unschuldsvermutung.“ Dieses boshafte Wort schrieb ich vor vielen Jahren in mein Notizheft, lange vor dem Amtsantritt von Papst Franziskus. Denn ihm glaube ich, dass er wirklich Reformen will. Aber gelingen sie?
Franziskus ist ein spiritueller Mensch und spürt oft sehr gut, wie das Korsett von Doktrin und Kirchenrecht christliches Leben heute hemmt. Aber er ist kein Wojtyła-Papst, der „von oben herab“ ein neues Kirchenrecht und einen neuen Katechismus verordnet. Er versucht es mit einer Synode, wobei im Vorfeld möglichst viele Gläubige zu Wort kommen sollen. Das ist an sich erfreulich, macht aber auch stutzig. Wie oft wurden die Gläubigen nicht schon befragt?! Unzählige Fragebögen, Pinnwände und Flipcharts wurden in den letzten Jahrzehnten mit Vorschlägen gefüllt. „Man hat uns zugehört, aber es hat sich nichts bewegt“, sagen viele (ehemals) Engagierte.
Das Wort „Synode“ bedeutet „gemeinsamer Weg“, also Beweglichkeit, gemeinsames (!) Suchen nach dem Willen Gottes für unsere (!) Zeit. Ich denke, Papst Franziskus meint es ernst, wenn er dabei verstärkt auf
das Volk Gottes und dessen „Glaubenssinn“ setzt. Widerstand ist ihm auch sicher, sollte sich das Machtgefüge ändern.
Daher bitte ich alle, denen Kirche wichtig ist, darunter auch enttäuschte Freunde und Freundinnen: Nehmen wir
die Einladung des Papstes an! Vielleicht schafft es unsere Kirche diesmal weltweit, (wieder) „synodaler“, geistlicher und menschlicher zu werden. Wer weiß?

Karl Veitschegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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