Positionen - Karl Veitschegger
Und sie lehren doch

„Dass eine Frau lehrt, erlaube ich nicht!“ (1 Tim 2,12) Dieses mit der Autorität des Paulus untermauerte Bibelwort hätte Päpste dazu bewegen können, allen Frauen für immer zu verbieten, öffentlich den Glauben zu verkünden. „Wir sehen uns nicht bevollmächtigt, das zu erlauben“, hätte ein Papst, auf die Bibel pochend, sagen können. Zum Glück kam es nie dazu. Man erkannte dieses Wort als zeitbedingte Anordnung, bestimmten Situationen geschuldet. Ein zeitloses Verbot wurde nicht daraus. Gott sei Dank!
Heute gibt es viele Frauen, die als Religionslehrerinnen, Seelsorgerinnen, Katechistinnen und Theologinnen im Auftrag der Kirche das Evangelium verkünden und erklären. Sie tun es großteils gut, jedenfalls nicht schlechter als männliche Kollegen. Ihre Glaubens- und Lebenserfahrungen sind aus dem Leben unserer Kirche nicht wegzudenken.
Ob Frauen auch einmal zum geistlichen Amt geweiht werden? Ein Bibelwort, das dagegen spricht, gibt es nicht. Und die kirchliche Tradition kennt zumindest das Amt der Diakonin. Manche Ostkirchen, deren Sakramente auch von unserer Kirche anerkannt sind, weihen (wieder) Diakoninnen. Ihre Weihe wird dabei nicht nur als „Segnung“ verstanden, wie manche westliche Theologen abwertend meinen. Sie sind nicht weniger „geweiht“ als männliche Diakone. Die römische Kirche ist hier zaghafter, definiert „Amt“ und „Sakrament“ oft sehr eng. Die Gründe sind bekannt, freilich für immer weniger Menschen einsichtig. Bibel und Tradition sind keine leblosen Betonklötze. Gottes Geist lebt, ermutigt und macht kreativ. – „Löscht den Geist nicht aus!“ (1 Thess 5,19)

Karl Veitschegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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