Positionen - Karl Veitschegger
Trotz Gegenwind

„Geht das, was Jesus wollte, verloren, wenn die Kirche versagt?“, fragte mich unlängst ein besorgter Freund. Und er zitierte die Bergpredigt: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.“ (Mt 5,13) Ein hartes Wort! Ja, leider ist die Kirche für sehr viele Menschen „geschmacklos“ geworden. Warum, ist bekannt: spirituelle Langeweile, unzulängliche Seelsorge, Reformstau, Frauenbild, Skandale, mangelnde Teilhabe des Gottesvolkes an Richtungs-Entscheidungen usw. Die Hierarchie weiß um die Probleme, aber davon werden sie nicht gut; und einfach „weg-managen“ lassen sie sich auch nicht. Verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen, verlangt viel Demut, Arbeit und klare nachvollziehbare Entscheidungen.
„Geht das, was Jesus wollte, verloren, wenn die Kirche versagt?“ – Ich habe geantwortet: Nein! Erstens versagt nie die ganze (!) Kirche. Es gibt in ihr immer Meschen, die das, was mit Jesus begonnen hat, mit viel Herz, Engagement und Klugheit leben, Tag für Tag, ohne viel Aufhebens.
Und zweitens: Der Geist Jesu ist nicht an die sichtbaren Grenzen der Kirche gebunden. Oft wirkt er außerhalb und manchmal wirkt er sogar von außen in die Kirche zurück. Wichtige Erkenntnisse, z. B. die Menschenrechte, wurden zuerst außerhalb der Kirche forciert. „Alles Wahre, wer immer es sagt, kommt vom Heiligen Geist“, wusste schon Thomas von Aquin. Und Augustinus lehrt: „Es gibt keine Liebe, die nicht vom Heiligen Geist ist.“ Der Geist Jesu wirkt in dieser Welt – trotz Gegenwind.

Karl Veitschegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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