Offen gesagt - Peter Ebenbauer
Kunst der Erwartung

Foto: UniGraz/A.Leljak

„Fröhliche Weihnacht überall“ schallt es durch die Einkaufshäuser. Geht es in den Kirchen auch schon weihnachtlich zu? Über den Sinn von Adventliedern:

Die Adventmärkte, Geschäfte und Einkaufsstraßen stimmen uns schon auf Weihnachten ein, nicht zuletzt akustisch mit Weihnachtsliedern überall. Der liturgische Advent tickt anders: Er lädt uns ein, innezuhalten, nicht vorschnell den Goldschatz des Christuskindes zu genießen, sondern etwas anderes zu üben: die Kunst der Erwartung. Deshalb singen wir in den Gottesdiensten der Adventwochen noch keine Weihnachtslieder, sondern Lieder der Erwartung, die an biblische Sehnsuchts- und Hoffnungsmotive anknüpfen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ (Psalm 24,7-10), „Tauet Himmel den Gerechten“ (Jes 45,8), „Kündet allen in der Not“ (Jes 35,1–10) und viele mehr.

Worin liegt die Essenz der adventlichen Kunst der Erwartung? Sie liegt darin, dass wir uns frei machen, um einerseits nach innen zu horchen und zu erspüren, was wir für uns und unsere Welt ersehnen, und um andererseits Ausschau zu halten nach dem, was das Leben von uns erwartet – im Kleinen wie im Großen. Wenn wir Adventlieder singen, üben wir genau diese Kunst der Erwartung, die uns hilft, Geduld und Ungeduld in Balance zu halten und beides mit Leidenschaft und Liebe zu füllen, nicht nur im Advent.

Peter Ebenbauer 
ist Liturgiewissenschaftler an der Theologischen Fakultät Graz.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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