Positionen - Karl Veitschegger
Kein Moment ohne Gott

Auf die Frage, was ihm persönlich im Leben Orientierung gebe, antwortet der renommierte Quantenpysiker Anton Zeilinger in einem FURCHE-Interview (30. November 2020): „Die Überzeugung, dass es etwas Transzendentes gibt. Manche Menschen nennen das Gott, oder wie auch immer. Für mich ist das sogar mehr als eine Überzeugung, nämlich eine wichtige Erfahrung meines Lebens: dass die Welt nicht nur materiell ist. Diese Erfahrung habe ich interessanterweise schon immer gehabt. In meinem Leben gab es keinen Moment ohne Gott.“
Und auf die Zusatzfrage zum Verhältnis Wissenschaft und Religion meint er: „Vereinfacht gesagt lassen sich die Spannungen zwischen Wissenschaft und Religion darauf zurückführen, dass beide Seiten ihren Kompetenzbereich überschreiten: Wenn etwa Naturwissenschaftler behaupten, sie könnten die Evolution restlos erklären, übersehen sie, dass sie den Zufall […] eben nicht erklären können. Auf der anderen Seite nehmen religiöse Fundamentalisten die Bibel wortwörtlich […]. In Wahrheit ergänzen Wissenschaft und Religion einander.“
Zeilinger wirbt immer wieder für das Gespräch zwischen Naturwissenschaft und Kirche. Auch wissenschaftlich gebildete Menschen suchen Spiritualität. Leider fehlt es in der Kirche oft an geeigneten GesprächspartnerInnen. Die Kirche verbraucht derzeit (zu) viele Kräfte für Selbstorganisation und Reform-Widerstand. Der Ruf Jesu ist da leicht zu überhören: „Suchet zuerst das Reich Gottes – alles andere wird euch dazugegeben!“ (Mt 6,33/Lk 12,31)

Karl Veitschegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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