Mutworte - Benno Elbs
Balsam für Wunden

Foto: Pete Ionian

Corona hat die Welt verändert. Angesichts der großen Zahl an Kranken und Toten weltweit spüren wir ganz besonders die Verwundbarkeit des Lebens. Und unsere Hilflosigkeit. Wie können wir mit dieser Ohnmachtserfahrung umgehen? Was mich auch beschäftigt: Wie können wir in unserer Not auch die Not anderer sehen – nicht zuletzt das Elend der Flüchtlinge in Griechenland?
Eine berührende Antwort gibt die jüdische Intellektuelle Etty Hillesum, sie wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Ihre Tagebucheinträge aus dem Konzentrationslager beendete sie mit den – angesichts der Gewalt und Grausamkeit die sie erfahren musste – unvorstellbar einfühlsamen Worten: „Man möchte Balsam für viele Wunden sein.“
Dieser Satz weckt aktuelle Bilder. Wenn wir wieder zu einem normalen Leben zurückkehren können und einander in den Straßen oder bei der Arbeit treffen, sollten wir uns daran erinnern, dass die Personen neben mir vielleicht Wunden mit sich tragen, die noch nicht geheilt sind. Jene, die einen lieben Menschen verloren haben. Jene, die selber krank waren und Angst um ihr Leben hatten. Jene, die beruflich oder privat an ihre Grenzen geraten sind. Sie – wir alle – brauchen dann ein aufrichtendes Wort, einen tröstenden Blick, ein Lächeln. Balsam für viele Wunden.
Die Auferstehung Jesu, die wir jeden Sonntag feiern, öffnet im Leid eine Tür zum Leben. Der Auferstandene tritt in unsere Mitte und richtet uns auf. Er gibt uns Hoffnung und Zukunft.

Benno Elbs

Aus: „Werft eure Zuversicht nicht weg“, Verlag Tyrolia. Benno Elbs ist Bischof der Diözese Feldkirch/Vorarlberg.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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