Kundschafter in den USA | Teil 03
Wenn Kirchenferne gläubig werden

Reger Austausch herrscht vor Ebenezers Coffeehouse, wo man die National Community Church kennen lernen kann. | Foto: Plank
  • Reger Austausch herrscht vor Ebenezers Coffeehouse, wo man die National Community Church kennen lernen kann.
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Neben inspirierenden Aufbrüchen in der katholischen Kirche habe ich in den USA völlig neue „Kirchen“ kennen gelernt. Diese passen kaum in das Schema „katholisch, protestantisch oder evangelikal“. Vieles ist für einen eingefleischten Katholiken ungewöhnlich. Es verstört, fasziniert und macht nachdenklich, wenn man die Zukunftsorientierung, die Glaubenstiefe und das Engagement erlebt.

Viele dieser christlichen Gemeinden besitzen keine Kirchengebäude, sondern feiern in Theatern, Kinos, Kaffeehäusern oder ehemaligen Shoppingcentern lebendige Gottesdienste. Sie nutzen unbekümmert und kreativ neue Technologien und schaffen dadurch sogenannte Multisite-Churches. Die „Elevation Church“ zum Beispiel, 2006 in Charlotte im Bundesstaat North Carolina von acht Familien gegründet, hat mittlerweile zehn Orte, wo jeden Sonntag etwa 20.000 Menschen Gottesdienst feiern. Da man Massenveranstaltungen („Mega-Churches“) vermeiden will, fördern viele Zweigstellen echte Gemeinschaft und Nähe. Gewisse Elemente der Gottesdienste werden an alle Orte übertragen und erzeugen so das Erlebnis, Teil eines größeren Ganzen zu sein – ein durchaus „katholischer“ Gedanke!

Basis für alle ist das Gebet, was sich mit Exzellenz paart: Ausstattung, Homepage, Technik und Design sind geschmackvoll, attraktiv und professionell, aber nicht luxuriös. Alles soll wirkungsvoll unterstützen, dass sich neue Gäste willkommen fühlen und bereits Beteiligte ihren Alltag immer mehr am Glauben an Gott ausrichten.

Die meisten dieser neuen Christen wurden nicht von anderen Kirchen abgeworben, sondern waren weit weg von Glaube, Kirche und Gott. Bei meinem Besuch konnte ich mich von Früchten überzeugen: Menschen, deren Leben sich radikal zum Guten veränderte, Ehen und Familien, die schwere Krisen überwanden und Heilung erfuhren, sowie glaubwürdiges Engagement für Arme und Benachteiligte.

„Alle sollen merken: Es ist gut, dass es Christen gibt!“, erklärte mir Stephen Webb vom mittlerweile über 30-köpfigen Team. In einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft müssten Christen auffallen, indem sie Positives tun, anstatt sich zu verstecken oder aggressiv zu missionieren.

Tendenziell sind die meisten dieser neuen Kirchen theologisch konservativ. Sie vermeiden aber die typischen kontroversiellen Themen, die in großen Kirchen viel Energie binden. Bei Elevation Church betont man die vier „G“: Growth, also Wachstum; Gifts, also Talente, die jeder einbringen soll; Giving, also großzügiges Geben von Zeit, Geld und Engagement; sowie Groups, also lebendige Zellen für den Transfer in den Alltag.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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