Priester - Hobbys | Teil 14
Wenn ich einlade, koche nur ich!

Routinierter Koch. Die Küchenarbeit geht dem Generalvikar leicht von der Hand. | Foto: Burkard
  • Routinierter Koch. Die Küchenarbeit geht dem Generalvikar leicht von der Hand.
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Das SONNTAGSBLATT im Gespräch mit Generalvikar Heinz Schnuderl.

Man merkt deutlich den Profi. Er geht mit ruhigen Bewegungen ans Werk: Der Schweinsschopf wird mit Salz, Pfeffer und Knoblauch eingerieben, danach kommen noch Kräuter der Provence zum Einsatz, und das Stück Fleisch wird auf einer Seite gemehlt. „Das ergibt eine gute Sauce.“ Flott wird eine Zwiebel geschnitten, und Generalvikar Heinrich Schnuderl brät das Fleisch auf beiden Seiten in der Pfanne an.

Mit Suppe und Welschriesling, natürlich nur vom persönlichen Weinbauern des Generalvikars aus St. Anna am Aigen, wird übergossen. Dann kommt das Gericht ins Rohr, wie es sich gehört, und eigentlich ist schon beinahe alles passiert. „Es ist ein Gerücht, dass ich ein guter Koch bin“, stellt der Generalvikar bescheiden fest. Alles, was er in Bezug auf Kochen beherrscht, habe er als einstiger Hochschulseelsorger der Montan-Uni Leoben gelernt. „Ich wollte am Wochenende mit den Studenten essen, und so haben sie in meiner Küche gekocht.“ Er habe sich von ihnen einiges abgeschaut. „Ich habe damals meine Küche geöffnet, weil das gemeinsame Essen für den Zusammenhalt so wichtig ist. Was ich wirklich gerne mache, ist, mit Menschen zusammen zu sein, so dass ich immer froh bin, Gastfreundschaft anbieten zu können.“

Im Laufe der Zeit haben die Schweinsbrateneinladungen des Generalvikars in der gesamten Diözese eine gewisse Berühmtheit erlangt. Für das Pfarrfest in der Stadtpfarre Graz, wo Heinrich Schnuderl zwölf Jahre tätig war, hat er auch schon einmal größere Mengen des begehrten Gerichts produziert. „Das durften dann schon einmal drei Schöpfe sein“, muss er schmunzeln. Verbrannt ist das Wunderwerk nie, allerdings passiert jedem ein Missgeschick. „Ich wollte einmal harte Eier kochen und hab’ vergessen, die Platte auszuschalten. Als jemand das entdeckt hat, war das Wasser verdunstet und die Eier schon schwarz.“

Ein weiteres Schmankerl erzählt Schnuderl aus seiner Leobner Zeit: Ein Arzt aus Argentinien, der geflohen war, fragte an, ob es möglich wäre, dass seine Schwester in Leoben heiraten könne. Schnuderl sagte zu und musste zum Schluss nicht nur die Trauung halten, sondern auch das Kochen übernehmen, weil die Leute, die das erledigen hätten sollen, nicht auftauchten. Keine leichte Sache: „Am 24. Dezember habe ich den ganzen Tag das Essen vorbereitet, trotz des Heiligen Abends, wo einiges zu tun war. Man muss einmal Zwiebel schneiden für Zwiebelrostbraten für 38 Personen.“ Aber es ging gut aus: Es hat allen gut geschmeckt, und die bestellte Torte ist zum Glück wirklich gekommen.

„Ich denke, ein Priester sollte die Grundkenntnisse von Kochen und Haushaltsführung erwerben. Wir sollen uns nicht darauf verlassen, wie Prinzen versorgt zu werden, mehr als Kaffee kochen soll man schon beherrschen.“ Während unseres Gesprächs über Kochen und Gastfreundschaft füllt sich die Küche mit einem herrlichen Knoblauchduft. Ein Blick ins Rohr zeigt, dass das Fleisch mit Folie abgedeckt werden muss, damit die Zwiebeln nicht zu dunkel werden. Nur Kontrolle garantiert den Erfolg.

Gisela Remler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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