Ordensleben in der Steiermark | Teil 37
Von innen her wirksam sein

Zu Fortbildung, geistlicher Vertiefung und gegenseitiger Bestärkung treffen sich die Mitglieder | Foto: SI Madonna della Strada
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  • Zu Fortbildung, geistlicher Vertiefung und gegenseitiger Bestärkung treffen sich die Mitglieder
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Madonna della Strada“ – der klingende Name lässt vermuten, dass diese Gemeinschaft ursprünglich aus Italien stammen würde. Falsche Fährte? Ja und nein. Der Gründungsort ist Steyr in Oberösterreich, woher also der italienische Name?[/p]

Sabine Plöb, eines von drei steirischen Mitgliedern, erzählt: Die Gemeinschaft ist nach einem Marienbild benannt, einem Fresko, das in der Kirche „Il Gesú“ in Rom zu sehen ist. Es ist eine Darstellung des alten ostkirchlichen Motivs der Gottesmutter als „Wegweiserin“, in italienischer Sprache „Madonna della Strada“. Der heilige Ignatius von Loyola hat das Bild sehr verehrt. Und da die Gemeinschaft sich an der Spiritualität des Heiligen orientiert, hat sie sich selbst diesen Namen gegeben, ursprünglich in deutscher Sprache „Gemeinschaft Unserer Lieben Frau vom Wege“. Als später Frauen aus verschiedenen Ländern dazugehörten, ist man zur italienischen Version zurückgekehrt, sozusagen der „Muttersprache des Freskos“. So wird die Gemeinschaft nun in allen Sprachregionen beim gleichen Namen genannt.

Heuer hat „Madonna della Strada“ ihr 80-Jahr-Jubiläum in der Steyrer Marienkirche gefeiert. Das Säkularinstitut betreibt nach wie vor keine Einrichtungen. Es ist eine Weltgemeinschaft von Frauen, die Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam geloben und ihre Berufung mitten in der Welt leben. Sie wohnen allein und sorgen für den eigenen Lebensunterhalt, Sabine Plöb etwa war vor ihrer Pensionierung Behindertenbetreuerin, Otti Stangl Schuldirektorin, Maria Theresia Trummer technische Zeichnerin. Sie erzählt, wie sie in der Nachkriegszeit über Künstlerkreise in die Gemeinschaft gefunden hat, und von der „gelösten Fröhlichkeit und Güte der Frauen zueinander“, die sie fasziniert haben.

Wie Salz der Erde und Sauerteig sollen die Frauen sein, so steht es im päpstlichen Dekret, unauffällig, verborgen wirksam. Die Geheimhaltung war in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft wohl eine Notwendigkeit. Doch auch später waren die Mitglieder sehr zurückhaltend, ihre Zugehörigkeit nach außen zu zeigen. Auch dort, wo religiöse Betätigung nicht politisch eingeschränkt wurde, gab es ein Diskretionsgebot, erzählt Maria Christine Hochleitner aus Wien, die derzeitige Generalleiterin. Es wurde erst im Jahr 2010 aufgebrochen, als man sich zur Produktion eines Anhängers in Form des Gemeinschafts-Logos entschloss, den die Frauen nun als Erkennungszeichen tragen können. Die Geheimhaltung sollte nicht nur vor Verfolgung schützen, sagt Frau Hochleitner, sondern auch ein Gespräch mit Menschen ermöglichen, die der Institution Kirche eher reserviert gegenüberstehen.

Im Alltag aufmerksam sein für den Ruf Gottes, dieser ignatianische Impuls bestimmt das Leben der Frauen. Er stellt sie in die Spannung zwischen den Anforderungen eines gewöhnlichen Berufsalltags und der Pflege der persönlichen Gottesbeziehung im Gebet.

[p]Die Mitglieder treffen einander zu Fortbildung, Austausch und Besinnung. Auch hat jede Frau eine „Ratioverantwortliche“, mit der sie sich beraten kann. „Und wir telefonieren viel“, sagt Frau Plöb. Auch das Internet ist zu einer wichtigen technischen Hilfe des Miteinanders geworden. Nicht nur, dass die meisten neuen Mitglieder die Gemeinschaft vor allem über das Web kennen lernen, auch die Einführung einzelner Bewerberinnen geschieht in dieser Form, derzeit etwa mit einer Inderin. – Nicht nur mitten in der Welt – auch rund um die Welt.

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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