Franz Jägerstätter | Teil 02
Springet aus, wenn es dabei auch das Leben kostet

Die Grund- und Kraftfahrausbildung als Soldat machte Franz Jägerstätter (3. von links) mit, doch bei einer neuerlichen Einberufung sagte er Nein. | Foto:  Erna Putz
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Im Jänner 1938 hatte Franz Jägerstätter einen Traum. Er sah viele junge und alte Leute auf einen Eisenbahnzug zuströmen. Dabei vernahm er eine Stimme: Dieser Zug fährt in die Hölle. „Ich möchte eben jedem zurufen, der sich in diesem Zuge befindet: ‚Springet aus, ehe dieser Zug in deine Endstation einfährt, wenn es dabei auch das Leben kostet!‘ Somit glaub ich, hat mir Gott es durch diesen Traum oder Erscheinung klar genug gezeigt und ins Herz gelegt, mich zu entscheiden, ob Nationalsozialist – oder Katholik!“ (Gefängnisbriefe und Aufzeichnungen, 127)

Franz Jägerstätter hält es für unvereinbar, Nationalsozialist und Katholik, unvereinbar, Soldat Christi und zu gleicher Zeit Soldat für den Nationalsozialismus zu sein, unvereinbar, für den Sieg Christi und seiner Kirche und zur selben Zeit auch für die nationalsozialistische Idee und für deren Endsieg zu kämpfen.

Jägerstätter weiß sich vor die Alternative gestellt: Gott oder Götze, Christus oder Führer bzw. Christus oder Satan. Er steht in der Christkönigsfrömmigkeit seiner Zeit. „Der im Himmel thronende Christkönig lebt und wirkt auf Erden weiter in seiner Kirche. Die Taufe gliedert uns in die Lebensgemeinschaft mit ihm“ (190). Jesus als Herr, Führer und König verlangt eine eindeutige Entscheidung für ihn: „Christus verlangt aber auch von uns ein öffentliches Bekenntnis unseres Glaubens, genauso wie auch der Führer Adolf Hitler selber von seinen Volksgenossen.“

Franz Jägerstätter bezeugt den biblischen Gott gegen die Götzen Hitlers. So war er ein Dolmetscher Gottes in einer Zeit der gott- und menschenverachtenden Barbarei und verleiblichte das „Ich widersage“ des Taufbekenntnisses gegenüber den Verlockungen und Verführungen des Bösen, gegen Vergötzungen von Nation und Rasse. Franz Jägerstätter bezeugt den personalen Gott als Herrn und Freund des Lebens. Er bringt den Gott der Bibel existenziell zur Sprache. Er weiß sich vom Unbedingten in einer Welt des Beliebigen in Anspruch genommen.

Die voll entwickelte Fähigkeit zum Widerstand und zum Neinsagen ist der einzig gültige Hintergrund des Ja, und beide geben realer Freiheit erst ihr Profil. Im Glauben nimmt der Christ teil an der Vorliebe Gottes für Mensch und Welt.

Glauben ist Hören und Annehmen des endgültigen Ja-Wortes, der unumkehrbaren Zusage. Die christliche Botschaft ist biophil, sie ist eine Chiffre für schöpferische Lebensfreundlichkeit. Glaube als freies Antwortgeschehen auf die Selbstmitteilung Gottes ist der Mitvollzug dieser Option Gottes für Mensch und Welt. Er schließt eine Option und eine Lebenswahl ein. Glaube bedeutet – um des Ja willen – auch Abschied und Absage. Man kann nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon (Mt 6,24). Die Kraft der Entscheidung für das Reich Gottes zeigt sich im Mut zum Nein gegenüber Götzen, dem Mammon, gegen­über kollektiven Egoismen, zerstörenden Mächten, Ungerechtigkeit und Unterdrückung.

Ein Gebot der Stunde ist die Unterscheidung der Geister zwischen fanatischen und zerstörerischen, zwischen erlösenden und befreienden Gottesbildern, zwischen Jesus Christus und Verführern, zwischen dem Geist und dem Ungeist.

„Warum soll denn jetzt das für gerecht und gut befunden werden, was die Masse schreit und tut? Kann man jetzt auch glücklich ans andere Ufer gelangen, wenn man sich stets wehrlos vom Strom mitreißen lässt?“ (Franz Jägerstätter)

Die Grund- und Kraftfahrausbildung als Soldat machte Franz Jägerstätter (3. von links) mit, doch bei einer neuerlichen Einberufung sagte er Nein. | Foto:  Erna Putz
Im Tyrolia-Verlag 
er­scheint demnächst von Bi­-schof Scheuer   „Selig, die keine Gewalt anwenden. Das Zeugnis des Franz Jägerstätter.“##br##
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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