SONNTAG. Der Tag zum Leben | Teil 01
"Sonntag" in der Bibel

Es wird das erste Mal Sonntag, als Gott, der Schöpfer, das Licht ins Dasein ruft.Foto: Josef Heinz
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Unser Tagesname "Sonntag" (lat. dies solis) stammt nicht aus der Bibel, sondern aus der griechisch-römischen Kultur, in der Wochentage mit Namen von Gestirnen belegt worden sind. In der Bibel wird der Sonntag schlicht „erster Tag“ genannt, weil im Volk Israel mit diesem Tag die Arbeitswoche beginnt. Das Judentum feiert nicht den Sonntag, sondern den Sabbat, den siebenten Tag der Woche, als heiligen Ruhetag. Dennoch spielt der Sonntag in den Erzählungen der Bibel eine wichtige, ja entscheidende Rolle. Es ist wohl kein Zufall, dass sich gerade an Sonntagen der dreifaltige Gott – als Urheber des Lichtes, als „wahre Sonne“ Jesus Christus, die die Nacht des Todes überwindet, und als feuriger Gottesgeist – offenbart:

Es wird das erste Mal Sonntag, als Gott, der Schöpfer, das Licht ins Dasein ruft: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde… Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: erster Tag“ (Genesis 1,1–5). Der Sonntag steht am Beginn der Schöpfung und der Geschichte.

Tag des Lichtes, Tag des Anfangs.
Es ist Sonntag, als Jesus von den Toten aufersteht: „Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen... Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat“ (Matthäus 28,1-6). An diesem Sonntag erscheint Jesus mehreren Jüngern. Am Sonntag darauf – so das Johannesevangelium – erscheint er auch dem Zweifler Thomas, der den Auferstandenen schließlich als „Herrn und Gott“ erkennt und bekennt (Johannes 20,26–29). Der Sonntag wird zum österlichen Tag: Tag des Lebens, Tag des Glaubens.
Es ist wieder Sonntag, als der Heilige Geist kraftvoll auf die Apostel und die erste Jüngerschar Jesu herabkommt: „Als der Pfingsttag (nach Levitikus 23,16 ein Sonntag) gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer... Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt“ (Apostelgeschichte 2,1–4). Der Geist Gottes befähigt sie zu Neuem, macht Mut zur Kommunikation und zum gegenseitigen Verstehen („Sprachenwunder“).

Sonntag – Tag der Ermutigung, Tag des Miteinanders.
An diesem Sonntag – so erzählt die Apostelgeschichte mit merkbar theologischem Interesse weiter – wächst aus der Kraft des Heiligen Geistes die Gemeinschaft der Kirche: durch den Dienst der Apostel, durch die Verkündigung des Evangeliums, durch das Zeichen der Taufe. Petrus lädt viele Menschen, die aus aller Welt zum jüdischen Pfingstfest nach Jerusalem gekommen sind, ein: „Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen…“ (Apostelgeschichte 2,38). Und es werden an diesem Tag „etwa 3000 Menschen“ in die junge Gemeinschaft der Kirche aufgenommen: Sonntag – Tag der lebendigen Kirche.

Der Sonntag ist auch schon sehr früh als Tag der Eucharistiefeier (diese wird auch „Brotbrechen“ genannt) bezeugt: „Als wir am ersten Tag der Woche zum Brotbrechen versammelt waren, redete Paulus zu ihnen…“ (Apostelgeschichte 20,7).

Weil man dabei vor allem die Gegenwart des auferstandenen Herrn feiert, erhält der Sonntag auch einen speziell christlichen Namen: „Tag des Herrn“ oder „Herrentag“ (Offenbarung 1,10). Im Bibelgriechischen heißt das „kyriake hemera“, im Latein der Kirche „dies dominicus“ oder „dies dominica“. Dieser christliche Name für den Sonntag ist in romanischen Sprachen bis heute deutlich erkennbar (ital. domenica, span./portug. domingo, franz. dimanche, rumän. duminica, katalan. diumenge): Sonntag – Tag der Eucharistie, Tag des Herrn.

Wenn Christenmenschen Eucharistie feiern, denken sie auch an die Armen. So tragen die ersten Christen und Christinnen von Korinth jeweils am Sonntag ihre Spenden als Liebesgabe für die Armen in Jerusalem zusammen. Der Apostel Paulus schreibt dazu: „Jeder soll immer am ersten Tag der Woche etwas zurücklegen und so zusammensparen, was er kann. Dann sind keine Sammlungen mehr nötig, wenn ich komme. Nach meiner Ankunft werde ich eure Vertrauensleute mit Briefen nach Jerusalem schicken, damit sie eure Liebesgabe überbringen“ (1 Korinther 16,2).

Sonntag – Tag der Geschwisterlichkeit, Tag der SolidaritätErst zu Beginn des 4. Jahrhunderts wird der Sonntag auch zum staatlichen Feiertag mit gesetzlich geregelter Arbeitsruhe. In gewisser Weise kommt dadurch das weise Anliegen des jüdischen Sabbats auch im Christentum wieder neu zur Geltung. Der bewährte biblische Rhythmus von Arbeit und Mindest-Freizeit wird zum Segen für die gesamte Gesellschaft:

„Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tag sollst du ruhen!“ (Exodus 34,21)

Der (möglichst) arbeitsfreie Sonntag gehört zu den großen sozialen und kulturellen Errungenschaften, die Europa dem Judentum und dem Christentum verdankt. Tag der Ruhe, Tag für die Menschen. Wir sollten sorgsam damit umgehen.

Karl Veitschegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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