Ordensleben in der Steiermark | Teil 36
So einer werden wie mein Lehrer

Von Gräfin Mathilde von Stubenberg erwarben die Schulbrüder (hier Br. Winfried) 1932 das Anwesen in Laubegg. | Foto: Neuhold
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  • Von Gräfin Mathilde von Stubenberg erwarben die Schulbrüder (hier Br. Winfried) 1932 das Anwesen in Laubegg.
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Dasein ist auch Arbeit. Im südsteirischen Laub­egg finden Schulbrüder einen erfüllten Lebensabend.

Feuer gefangen habe er schon in der Volksschule der Schulbrüder in Wien, gesteht der 1944 geborene Br. Winfried Schreiner. „Ich werde so einer wie mein Lehrer“, habe er angeblich auf die Frage geantwortet: „Buali, was willst du werden?“ Als man nach dem Staatsvertrag 1955 unkompliziert über den Semmering in die Steiermark reisen konnte, erreichte eine kleine Gruppe Laubegg im Dekanat Leibnitz. Dort hatten die Schulbrüder 1932 das Anwesen mit Schloss von Gräfin Mathilde zu Stubenberg erworben. Bischof Ferdinand Pawlikowski nahm 1934 die Weihe des Klosters „Maria Laubegg“ vor, in das 34 Novizen aus der „Zentrale“ in Wien-Strebersdorf eingezogen waren. Der humorvolle Hausobere Br. Anton Graw gründete mit den älteren Brüdern den „Lebensabendverschönerungsverein Herr, bleibe bei uns“.

„Wir waren wie eine Familie“, schildert Br. Winfried das Klima in Laubegg, wo er von 1955 bis 1958 die Hauptschule besuchte. „Die Jungen und die Alten sollten sich aneinander reiben und nicht in Gettos verfrachtet werden“, ist er überzeugt. Jungen Brüdern habe es gutgetan zu sehen, „wie ein erfülltes Ordensleben zu Ende gehen kann“.

Bald nach dem Krieg, in dem das Schloss von den Nationalsozialisten für politische Schulungen verwendet worden war, kamen einige ältere Mitbrüder zurück. 1948 zogen auch wieder Novizen (bis 1980) ein. Dass es kaum mehr deutschsprachige junge Männer gibt, die eintreten möchten, bedauert Br. Winfried. Kandidaten aus Rumänien und der Slowakei waren nach ihrer Ordensausbildung in Österreich bereit, am Wiederaufbau der Gemeinschaft in ihrer Heimat mitzuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen. In Budapest führen die Schulbrüder bis heute die österreichisch-ungarische „Europaschule“.

Br. Winfried wirkte in Wien und Bad Goisern als Lehrer und Erzieher, in Feldkirch und Laubegg in ordenseigenen Aufgaben. Würde er heute wieder eintreten? „Wir sind nicht so einladend wie zu unserer Jugendzeit“, bemerkt er realistisch. Das Durchschnittsalter in der Wiener „Provinz Zentraleuropa“ liege bei 70 und darüber. „Ich weiß nicht, braucht uns der liebe Gott nicht mehr?“, erwägt auch Br. Werner Flatz, der „Direktor“ der Niederlassung in Laubegg. In Vietnam, Kambodscha, Japan oder Südamerika „geht es uns gut“, aber „insgesamt werden wir weniger“.

Br. Winfried meint, Durchhalten sei „vielleicht für heute ein Zeugnis der Treue“. Doch formuliert er auch: „Wir sind nicht berufen, Denkmäler aus Beton zu hinterlassen.“ Er provoziert weiter: „Wir müssen eher bereit sein, die Herausforderungen der jetzigen Zeit zu sehen, als unsere Werke zu verteidigen.“

Der Ordensgründer Johannes von La Salle hat das Selbstbewusstsein der damaligen armen Lehrer entwickeln wollen, die in keinem guten Ruf standen. „Ich achte euren Dienst dem der Bischöfe gleich“, bestätigte er seinen „Brüdern der christlichen Schulen“.

Er sei immer „sehr gern Lehrer“ gewesen, erzählt Br. Winfried. Als Kind habe er seinem Teddybären alles Mögliche beigebracht. Wettbewerbe habe er als Lehrer in seinen Klassen nicht mögen. Kluge Pädagogik sei eher, wenn die Kinder sich gegenseitig etwas beibringen. Und jetzt sei in der Gemeinschaft von Laub­egg das „Dasein“ seine Arbeit. Er sage den älteren Mitbrüdern: „Ihr seid die Batterie, ohne die der Autobus nicht fährt.“

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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