Quelle des Segens - Schritte zu einer lebendigen Liturgie | Teil 03
Liturgie und Schönheit

Foto: Gerd Neuhold

Nach der Zeit der Christenverfolgungen in den ersten Jahrhunderten hat sich die christliche Liturgie bald schon auf vielfältige Weise mit Kunst aller Gattungen verbunden. Diese Allianz ist in der katholischen Kirche trotz vieler Abbrüche und Wandlungen bis heute erhalten geblieben. Vielerorts ist sie heute freilich durch das Eindringen von Banalität und Kitsch gestört.

Kunst muss nicht schön sein, aber gerade das Schöne muss in der Kirche einen unanfechtbaren Platz haben, weil es auf die Schönheit Gottes verweist.

Kunst muss nicht schön sein, aber gerade das Schöne muss in der Kirche einen unanfechtbaren Platz haben, weil es auf die Schönheit Gottes verweist, von welcher alles irdisch Schöne in der Schau christlichen Glaubens ein Abglanz sein kann. Freilich darf das Schöne in der Liturgie nicht hohler Prunk und Instrument einer leeren Repräsentation sein. Als Chiffre von Transzendenz, als Verweis auf Gottes Schönheit aber ist es im Gesamt des Gottesdienstes unverzichtbar.

Das Spektrum solcher Schönheit in Gestalt von Raum, Musik, Sprache, Kleid und Gerät von Liturgie ist grundsätzlich sehr breit. Edle Schlichtheit hat daran gerade heute mit Recht einen besonders großen Anteil. Man sollte aber keineswegs darauf verzichten, ererbte Kostbarkeiten zumal an Hochfesten in das „heilige Spiel“ der Liturgie einzubeziehen: einen kostbaren gotischen oder barocken Kelch und kostbare Paramente. Was die Kirchenmusik angeht, so wird ja vielerorts an Festtagen Gott mit Musik von Mozart, Haydn, Beethoven oder Bruckner gelobt. Und auch bei neu Angeschafftem sollten im „heiligen Spiel“ der Festliturgie nicht nur immer jener pseudo-schöne Kitsch vermieden werden, mit dem sich viele begnügen wollen, sondern auch Produkte puritanischer Sinnenfeindlichkeit.

Einzelnen Katholiken und katholischen Gruppen, die alle anderen auf eine ästhetische Barfüßigkeit in Kirchen und anderen kirchlichen Räumen verpflichten wollen, sollte man in Gelassenheit widerstehen und sie daran erinnern, dass Jesus selbst eine Frau vor kleinherzigen Jüngern in Schutz genommen hat, nachdem sie kurz vor seinem Tod seine Füße mit kostbarem Nardenöl in verschwenderischer Fülle gesalbt hatte. „Lasst sie gewähren“, sagte der Herr, „sie hat es im Blick auf mein Begräbnis getan“ (Joh 12,7). In heutige Verhältnisse übersetzt könnte man vielleicht sagen: Lasst etwas himmlischen Glanz in eure Gottesdienste ein, auch wenn das einiges kostet, und vergesst dabei nicht auf eure Verpflichtung, die Not materiell armer Menschen zu lindern.

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Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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