Gern begleiten! Gut begleitet! | Teil 03
Raum öffnen, in dem Gott wirken und da sein kann

Mit auf dem Weg. Anita Ulz beim Besuchsdienst im Krankenhaus Feldbach.  | Foto: M. Baumgartner
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Allen Stationen ihres Lebens verdanke sie sehr viel, erklärt Grete Kohl, die seit fünf Jahren als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Krankenhausseelsorge wieder eine bereichernde Aufgabe gefunden hat. Die 62-jährige Bäurin war unter anderem Bildungsreferentin am Raiffeisenhof und Bezirksbäurin. „Jedes Amt hat mich bereichert.“

Aber jetzt habe sie das Gefühl, angekommen zu sein, und empfinde eine große Freude, „weil so viel zurückkommt.“ Sie ist immer wieder erstaunt, „wie gern man gesehen ist“.

Eine wesentliche Voraussetzung, um mit der ständigen Begegnung mit Leiden, Schmerzen und Hoffnungslosigkeit zurechtzukommen, sei die gezielte Ausbildung im Lehrgang für ehrenamtliche Besuchsdienste in der Krankenhaus- und Pflegeheimseelsorge. „Man braucht ein Rüstzeug für diese Aufgabe, und der Kurs ist eine ganz tolle Grundlage, auf die ich aufbauen kann“, bestätigt Grete Kohl. Man brauche neben Einfühlungsvermögen sehr viel an Selbstreflexion, um mit dem fertig werden zu können, was durch die Begegnungen auf einen zukommt.

Bevor sie auf die Stationen geht, ist es für Grete Kohl deshalb wichtig, „dass ich mich selbst verankere.“ Das macht sie in einer kurzen ruhigen Zeit in der Kapelle des Krankenhauses. Gehalten und in ihrer Aufgabe gefördert fühlt sie sich vom Seelsorgeteam, geleitet von Dechant Friedrich Weingartmann. Anita Ulz, die für zwölf Stunden in der Kranken-hausseelsorge Feldbach angestellt und unter anderem für die Ehrenamtlichen zuständig ist, beschäftigt sich mit einer Frage, die immer wieder gestellt wird. Ob es denn noch Seelsorge sei, wenn Gespräche stattfinden, in denen Gott nicht explizit zur Sprache kommt beziehungsweise wenn kein Ritual stattfindet. „Ich denke, gerade die Präsenz, die Intention, ganz hörend beim Patienten und dessen Anliegen zu sein, eröffnet einen Raum, ein Dazwischen, in dem Gott wirken und präsent sein kann.“

Hier seien die Seelsorgenden sozusagen „Werkzeuge“, wo Menschen in sich selbst Heil finden, weil sie ihr gesamtes Leben, auch ihr brüchiges, zur Sprache bringen können und es sein darf, wie es ist. Das Unvollkommene, das dabei zutage tritt, bedeutet natürlich Herausforderung. „Diese Leere auszuhalten und die Frage nach dem Warum, die dabei zur Sprache kommen kann.“ Keinesfalls dürfe man hier belehrend auftreten oder Menschen bekehren wollen. Die eigene Rolle sei vielmehr die eines Menschen, der auch auf dem Weg ist. „Man muss abtasten, was in der Situation für den Kranken das Wichtige und Richtige ist.“

Sehr positiv beurteilt Anita Ulz insgesamt die Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal im Krankenhaus Feldbach. Die Seelsorger würden gern gesehen, und sehr oft heiße es: „Wir sind froh, dass ihr kommt, denn wir haben zu wenig Zeit, um mehr auf die Kranken einzugehen, selbst wenn wir es gern möchten.“ Man könne vor dem „Durchgehen“ auf den Stationen sehr gut mit den Mitarbeitern besprechen, „wer etwas braucht“.

Gisela Remler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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