Pfarrgemeinderats-Kongress
Neue Züge am Gleis

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Mut zum Vertrauen auf Gottes Begleitung seiner Kirche und zum Beschreiten ungewohnter Wege.

Die Vertreter einer Pfarrgemeinde sollten ihre „binnenkirchliche Brille“ ablegen und den Blick weiten auf die vielfältigen Formen des – auch christlichen – Engagements, die es außerhalb herkömmlicher Aufgabenbereiche einer Pfarre gibt. Dazu hat Gabriele Viecens, Referentin für lokale Kirchenentwicklung in der Diözese Hildesheim, ermutigt.
In ihren Ausführungen beim vierten und letzten Online-Forum im Rahmen des österreichweiten Pfarrgemeinderats-Kongresses sagte sie am 6. Mai, es sei falsch, ständig nur auf das schwindende kirchliche Leben zu schauen und davon frustriert zu sein. „Glauben wir denn wirklich, dass Gott seine Kirche über die Jahrtausende gebaut hat und plötzlich sagt: Leute, macht mal alleine weiter!?“, sprach Viecens den rund 200 online Teilnehmenden Mut zu.
Immer wieder werde sie gefragt, wie man junge Menschen dazu bringen könne, in der Pfarre mitzuarbeiten. Dieses Problem hätten auch ganz viele Vereine. Jedoch, so die Pastoralreferentin, die pauschale Diagnose, dass sich die Jugend weniger engagiert als früher, sei falsch. Und Einsatz für das „Reich Gottes“ erfolge auch auf ganz andere Weise als nur binnenkirchlich. Viecens glaubt nicht, wie sie sagte, „dass wir eine Chance haben, dass junge Menschen auf jenen Zug aufspringen, der die letzten 20 Jahre fährt, und ihn dann weiterführen werden. Da werden neue Züge aufs Gleis gesetzt werden.“ Auch für Pfarrgemeinderäte werde sich die Frage stellen: Darf sich Neues entwickeln, auch außerhalb der gewohnten Bereiche?
In der Diözese Hildesheim habe man lange Zeit große Pfarrverbände fusioniert, wo allerdings die Menschen viel zu weit voneinander entfernt waren. Funktioniert hätten dann Teams gemeinsamer Verantwortung an einem konkreten Ort mit einer überschaubaren Zahl von Menschen, die am Ort leben und wo auch die Beziehungsebene gelinge. Viecens warnte davor, dass sich Pfarrer oder auch Pfarrgemeinderäte als „Flaschenhälse“ sehen, die quasi „im Zentrum des Sturms“ stehend an Mithelfende Aufgaben verteilen. Notwendig sei es dagegen, die Begabungen der Menschen im Blick zu haben und als „Türöffner“ zu fungieren.
Die „Konferenz der PGR-ReferentInnen der Diözesen Österreichs“ erhoffte sich als Veranstalterin des nun abgeschlossenen Online-Kongresses einen Austausch über Praxismodelle, wie Partizipation in den Pfarrgemeinden gelingen kann.

Ein Beispiel aus Frankreich
In der französischen Erzdiözese Poitiers ist Erzbischof Rouet mit einem kleinen Auto in die vielen Dörfer gefahren und hat sich dort ein authentisches Bild gemacht. „Herr Bischof, die Post ist gegangen, die Bank ist gegangen. Geht die Kirche jetzt auch?“, habe er zu hören bekommen.
Rouets Ansatz: „Wenn es Menschen gibt, die bereit sind, hier an diesem konkreten Ort das Antlitz der Kirche zu sein, dann geben wir denen alles, was sie brauchen.“ Es seien örtliche Gemeinden entstanden, wo engagierte Ehrenamtliche in ihren Talenten gefördert, unterstützt und ausgebildet wurden, um Verantwortung vor Ort zu übernehmen.

kathpress

Gabriele Viecens, Referentin für lokale Kirchenentwicklung in der niedersächsischen Diözese Hildesheim, beschloss den Online-Kongress in Vorbereitung der Pfarrgemeinderatswahlen 2022. | Foto: Archiv
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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