Ordensleben in der Steiermark | Teil 23
Nährvater Josef als Finanzminister

Eine Idylle in der Weststeiermark bildet der Heilige Berg mit den Karmelitinnen (links). – Durch ein Gitter sind die Grazer Karmelitinnen meist vom Volk getrennt, doch nicht von Jesus (hier bei der Verehrung der Reliquien der heiligen Thérèse von Lisieux . | Foto: Karmel, Neuhold
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  • Eine Idylle in der Weststeiermark bildet der Heilige Berg mit den Karmelitinnen (links). – Durch ein Gitter sind die Grazer Karmelitinnen meist vom Volk getrennt, doch nicht von Jesus (hier bei der Verehrung der Reliquien der heiligen Thérèse von Lisieux .
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Einer jungen Frau sei klar: „Hinter mir geht die Tür zu.“ Sie habe sich endgültig entschieden, in den Karmel einzutreten. In „Buße und Zurückgezogenheit, in Stille und Gebet“ wolle diese Frau leben. So erzählt Priorin Mutter M. Elisabeth Buben. Die Oberin des Grazer Konvents St. Josef findet es auch gut, dass neu Eintretende heute oft schon einen erlernten Beruf haben. „Schnupperwochen“ biete sie im Grazer Karmel nicht an; ein Neueintritt bedeute auch „für die Schwestern herinnen“ eine Umstellung.

„Wir tun das nicht, damit wir ein leichtes Leben haben, so schön mit Gott allein“, schildert die Priorin des Herz-Marien-Karmels in Mariazell, Sr. Teresa Maria Trimmel. Sie sei übrigens froh, dass ihr beim Ordenseintritt der Name der „großen“ Teresa von Ávila gegeben worden sei. Am 15. Oktober ist das Fest der spanischen Heiligen, und heuer vor 500 Jahren wurde sie geboren. Sr. Teresa Maria von Jesus fährt fort: „Wir tun es für die Welt.“

Wenn vieles Äußerliche wegfalle, das ablenke, sei das „Eigentliche“ leichter, das „Leben in einer freundschaftlichen Beziehung mit Gott, mit Jesus“. In diese Beziehung nehmen die Schwestern die Anliegen draußen mit hinein. „Die Leute verstehen das schon, dass Gebet einen Wert hat“, erfährt Priorin Sr. Teresa. „Jetzt ist mir leichter“, danken manche. Fast den ganzen Tag läute das Telefon. Menschen erzählen von ihrem schweren Schicksal. „Wir lassen uns wirklich treffen“, bekräftigt die Karmelitin. Ein dickes Buch mit den Anliegen liege vor dem Gebetschor.

Sie sei überzeugt, dass es „nicht zu Ende geht“, bemerkt Sr. Teresa. Wenn auch in Mariazell hauptsächlich, so wie bei den Karmelitinnen in Bärnbach, ältere Schwestern leben – in Mariazell seien die beiden ältesten heuer verstorben –, sei sie trotzdem zuversichtlich. „Wir wären gerade jetzt so notwendig“, erwägt sie im Blick auf die Weltlage. Das Gebet „umkreist alles und kann überall hineindringen“, wo man „so wenig zu tun“ vermöge. Doch von viel Werbung hält sie wenig; „der Herr muss das machen“. In Mariazell seien früher so viele Schwestern gewesen, dass von hier aus ein Karmel in Südkorea, in Bärnbach und in Maria Jeutendorf in Niederösterreich ins Leben gerufen worden sei.

Schreckt die Strenge ab? „Was haben Sie immer mit der Strenge?“, wehrt sich die Grazer Priorin Mutter M. Elisabeth Buben. Zwar seien „ich halte es in der Welt nicht mehr aus, diesen Stress“ oder „ich suche eine Gemeinschaft“ keine tauglichen Motive zum Eintritt. Im Orden müsse man die Zeit gut nützen, da sich die Klöster von ihrer Hände Arbeit erhalten (ob Hostien gestanzt werden wie in Mariazell, Kerzen gestaltet wie auch in Bärnbach oder Paramente genäht wie in Graz …). Doch aus der Liebe zu Jesus heraus wolle man den Gesetzen folgen.

„Man ist immer im Kampf mit dem alten Menschen in sich“, überlegt Mutter M. Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit. „Wir sind nicht Opferseelen, wir folgen dem Ruf Gottes aus Liebe“, formuliert sie. Bei der Rekreation, dem „geschwisterlichen Miteinander“ zwei Stunden am Tag, werde auch gescherzt. Während des Arbeitens schweige man möglichst. In Graz sorge zudem der heilige Josef für den Konvent, der nach ihm benannt sei. M. Elisabeth: „Er ist der Hausvater, der uns versorgt – unser Außenminister, Innenminister und Finanzminister.“

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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