Gerecht leben - Fleisch fasten. 2014 | Teil 02
Musik gegen die Massentierhaltung

Willie Nelson (im Bild rechts) und andere Superstars aus Musik und Kultur setzen sich weltweit für bäuerliche Kleinbetriebe ein. | Foto: SB
  • Willie Nelson (im Bild rechts) und andere Superstars aus Musik und Kultur setzen sich weltweit für bäuerliche Kleinbetriebe ein.
  • Foto: SB
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Doch es regt sich Widerstand, und dieser reicht von Biobauern über die katholischen Bischöfe bis hin zu Stars der Musikszene. Schon vor drei Jahrzehnten warnten die katholischen Bischöfe der USA vor der fortschreitenden Intensivierung und Konzentrierung der amerikanischen Landwirtschaft: „Kleinere Farmen, die als Haupterwerb von Familien betrieben werden, sollten erhalten und ihre ökonomische Rentabilität gesichert werden.“ Dennoch hat sich die Situation der kleinen und mittleren Agrarbetriebe massiv verschlechtert: Der globale Trend geht in Richtung agrarindustrieller Großbetriebe und rein effizienz- und profitorientierter Tierfabriken. Auch wenn Österreich vorerst noch eine vergleichsweise hohe Zahl an bäuerlichen Familienbetrieben und Biobauern hat, so gibt es auch bei uns einen zunehmenden Druck in Richtung permanenter Kostensenkung und fortschreitender Industrialisierung der Landwirtschaft.

In den USA kam der Widerstand gegen diese Entwicklung nicht bloß von der Kirche, sondern auch von Willie Nelson, dem inzwischen 80-jährigen Superstar der Country Music. 1985 gründete der Sänger, der wie seine aus dem Indianerstamm der Cherokee stammenden Vorfahren lange Zöpfe trägt, die Organisation „Farm Aid“. Diese hat sich die Erhaltung kleinerer landwirtschaftlicher Familienbetriebe zur Aufgabe gemacht. Um „Farm Aid“ finanziell zu unterstützen, veranstaltet Nelson seit 1985 jedes Jahr ein Konzert, zu dem er Größen aus unterschiedlichen Musikrichtungen einlädt. Johnny Cash ist bei „Farm Aid“-Konzerten aufgetreten wie auch Sheryl Crow, Ringo Starr, Elton John und Bob Dylan. Auf ihrer Website informiert die Organisation über Bauernmärkte und Bioläden in den verschiedenen Regionen des Landes. Willie Nelson nimmt sich kein Blatt vor den Mund: „Unsere Nahrungsmittelerzeugung gehört in die Hände bäuerlicher Familienbetriebe und darf nicht von einigen wenigen Lebensmittelkonzernen kontrolliert werden.“

2006 veröffentlichte die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO, eine detaillierte Studie mit dem Titel „Der lange Schatten der Viehzucht“. Aus dieser geht hervor, dass Viehzucht und Fleischproduktion mehr Treibhausgase verursachen als der weltweite Verkehr mit Flugzeugen, Schiffen, Autos und Eisenbahnen zusammen. Die Viehzucht vernichtet riesige Regenwaldgebiete, um Weideflächen für Rinder oder Anbauflächen für Futtermittel zu gewinnen. Sie trägt maßgeblich zum Rückgang der Biodiversität und zur Zerstörung der Ökosysteme bei. Um ein Kilogramm Rindfleisch zu erhalten, benötigt man 12-mal so viel Wasser wie für ein Kilo Brot, 64-mal so viel wie für ein Kilo Kartoffeln und 86-mal so viel wie für ein Kilo Tomaten. Das Dokument der FAO begrüßt deshalb „die zunehmende Nachfrage nach biologischen Lebensmitteln“ und unterstützt „die in wohlhabenden Ländern festzustellende Tendenz, sich vegetarisch zu ernähren“.

Kurt Remele
ist Ao. Univ.-Prof. am Institut für Ethik und Gesellschaftslehre der Karl-Franzens-Universität Graz

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ