Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 003
Meine Lieblingsfigur entdecken

Verheißung an Abraham. Wiener Genesis, 6. Jh. | Foto: SB

Ein guter Reiseführer macht auf Besonderheiten und Kleinodien aufmerksam, die man ohne ihn übersehen hätte. 

Orte der Begegnung mit der Bibel: Das Lesen biblischer Texte ist zentraler Bestandteil aller gottesdienstlichen Feiern. Für jeden katholischen Sonntagsgottesdienst ist ein alttestamentlicher Text, ein Ausschnitt aus der Briefliteratur oder der Apostelgeschichte und ein Evangelium vorgesehen.

Die meisten Zeitgenossen haben ihre häufig nur fragmentarischen Kenntnisse von biblischen Texten jedoch aus dem Religions­unterricht. Zahlreiche Lernwege und Methoden im Bereich der Bibel­arbeit ermöglichen heute Schülern wie auch Erwachsenen ein abwechslungsreiches Angebot der Entdeckung, Erarbeitung und Aneignung biblischer Texte. Dazu gehören Rollenspiele, Verfremdungen, Bibliodramen, musikalische und gestalterische Umsetzungen. Die meisten Begegnungen mit der Bibel finden aber jenseits der klassischen Lernorte von Religionsunterricht und Liturgie statt.

Biblische Traditionen und Werte begegnen uns in unserer Alltagswelt oft, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Wir zählen die Jahre nach der Geburt Christi und strukturieren unsere Woche nach der Schöpfungserzählung in sieben Tage und nicht in zehn, wie es die Französische Revolution oder der Stalinismus einst vorgeschlagen haben. Die Hochfeste des Kirchenjahres sind die Säulen, um die herum sich auch der Kalender des profanen Jahres anordnet. Auch der religiös desinteressierte oder neutrale Bürger begegnet den Zeugnissen biblischer Geschichte in sakralen Bauten, Werken der Kunst sowie den vielen literarischen Bearbeitungen biblischer Stoffe oder deren Umsetzung in Oratorien, Opern, Schauspiel, Film und anderem.

Dass man für Arme, Behinderte, Kranke zu sorgen begann und Menschenrechte nicht als Vorrecht der Stärkeren, sondern als Vorrecht der Schwachen verstand, ist Grundaussage der Bergpredigt.

Auf der Ethik des Neuen Testaments beruht das moderne Kranken- und Erziehungswesen. Auf ihr beruht auch der Schutz des Lebens, der Ungeborenen sowie der Kranken und Alten, der heute im Fortgang der Säkularisierungsprozesse immer brüchiger zu werden droht, weil der Mensch der Moderne sich anmaßt, selber Herr der Geschichte zu sein und über Wert und Unwert, Anfang und Ende des Lebens meint entscheiden zu dürfen.

Figuren der Bibel entdecken
Die Heilige Schrift berichtet uns von unterschiedlichen Persönlichkeiten, Berufungen und Begegnungen mit Gott. Jeder, der sich mit der Bibel beschäftigt, wird mit der Zeit seine eigene Lieblingsfigur entdecken. Er wird merken, dass die Menschen der Bibel nichts Verstaubtes an sich haben, sondern dass sie lebendige Gestalten aus Fleisch und Blut sind. Keine perfekten Übermenschen, keine Vollkommenheitsakrobaten und keine asketischen Hochleistungssportler, sondern Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise dem Wirken Gottes aufgeschlossen haben. Auch die Menschen in der Bibel kennen Höhen und Tiefen, Krisen und Scheitern, Schuld und Versagen und immer wieder Neuanfang. Genau darin sind sie auch unserem Lebensverlauf ähnlich. Hier sind ohne jeden Anspruch auf annähernde Vollständigkeit einige wichtige Personen des Alten und Neuen Testaments in alphabetischer Reihenfolge mit kurzen Informationen aufgelistet, mit denen die Beschäftigung sich besonders lohnt.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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