Weltkirche
Lernen, wie Kirche geht

Papst Franziskus inmitten von Teilnehmenden und Gästen der „Amazonien-Synode“, wo 2019 gemeinsam über die Zukunftsfragen der großen Region Amazonien beraten wurde. | Foto: KNA
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  • Papst Franziskus inmitten von Teilnehmenden und Gästen der „Amazonien-Synode“, wo 2019 gemeinsam über die Zukunftsfragen der großen Region Amazonien beraten wurde.
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Auf einen synodalen Weg schickt Papst Franziskus die Weltkirche: „Alle Gläubigen sollen Gelegenheit bekommen, aufeinander und auf den Heiligen Geist zu hören.“

Die ursprünglich für Oktober 2022 geplante Bischofssynode in Rom zum Thema „Synodalität der Kirche“ wird von Papst Franziskus zu einem zweijährigen synodalen Weg ausgebaut. Im Oktober 2021 wird der Papst die Synode unter dem Titel „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission“ eröffnen. Dann wird in einer ersten Phase in den Diözesen, aber auch in den Orden, Theologischen Fakultäten und Kurienbehörden beraten. Ein Fragebogen und ein Leitfaden bilden die Arbeitsunterlage. Ab Oktober 2022 wird auf der Ebene der einzelnen Kontinente beraten. Alle Ergebnisse münden dann in die Vollversammlung der Bischofssynode in Rom im Oktober 2023.

Der Papst gibt keine Themen vor. Sie sollen auf dem Weg gefunden werden. Das Ziel soll sein, dass alle Gläubigen Gelegenheit haben, „aufeinander und auf den Heiligen Geist zu hören“.
Bischofssynoden, von Papst Paul VI. 1965 eingerichtet, trafen sich bisher etwa alle zwei Jahre für drei Wochen in Rom. Die Synode wird nun „von einem Ereignis zu einem Prozess“, bezeichnet es Kardinal Mario Grech, der Leiter des Synodensekretariates in Rom.

Das Thema „Was kennzeichnet eine synodale Kirche?“ klinge zunächst wie eine Nabelschau, so Roland Juchem und Ludwig Ring-Eifel in „Kathpress“. Und doch habe es Potenzial für eine grundlegende Reform der bislang eher hierarchisch strukturierten Weltkirche. So sollen in jeder der mehr als 4000 katholischen Diözesen Laien und Kleriker über die gemeinsamen Zukunftsaufgaben für die Kirche beraten.

Synodalität, so betont Franziskus immer wieder, heißt: Aufeinander hören, um zu lernen, wohin Gottes Geist die Kirche führen will. Dabei grenzt er die Synode ab von einem Parlament. Statt um bloße Debatte und Mehrheitsentscheide geht es um Zuhören, Verstehen, Gebet und Reflexion – um am Ende zu Lösungen zu kommen, die von allen mit Überzeugung mitgetragen werden. Dabei gemeinsam zu beten und Eucharistie zu feiern soll nicht nur helfen, Gottes Geist besser zu vernehmen. Es verändert auch Atmosphäre und Tonalität der Debatten.

Papst Franziskus schweben zunächst weniger thematische Entscheidungen vor, sondern ein anderer Stil des Miteinanders. Die katholische Kirche, die sich im zweiten Jahrtausend auf Papst und Hierarchie konzen-
trierte, könne nun die Synodalität der frühen Kirche wiederentdecken, sagt Kardinal Grech. Ohne eine solche grundlegende Veränderung ihrer Entscheidungsstrukturen wäre es kaum möglich, Dogmatik und Kirchenrecht umfassend weiterzuentwickeln.

„Synodalität liegt dem Papst sehr am Herzen, und Franziskus hat die Bischofssynode aufgewertet und damit zu einem wichtigen Instrument seines Pontifikats gemacht.“ Das betont Kardinal Christoph Schönborn und unterstreicht dabei seine „große Freude“ über die päpstlichen Vorgaben für die kommende Weltbischofssynode. Der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner freut sich, wenn Bewegung in eine stagnierende Kirche hineinkommt. Die Katholische Frauenbewegung Österreichs will gerne ihre Expertise einbringen.

Kathpress / Herbert Messner

SynodaleProzesse

Gemeinsam, nicht nur „von oben“ in der Kirche beraten und entscheiden.

In mehreren Ländern sind derzeit solche Prozesse in Gang. Sie haben viele Namen: „Nationales Plenarkonzil“, „Synodaler Weg“, „Diözesansynode“. Das Ziel ist aber anscheinend immer das gleiche: neues Vertrauen gewinnen, den Dialog zu Andersdenkenden und Fernstehenden suchen, Hoffnungen in die Kirche erneuern. In Deutschland läuft gerade ein „Synodaler Weg“, bei dem sehr unterschiedliche Positionen durchaus hart diskutiert werden.

In Österreich hatte es nach dem II. Vatikanischen Konzil einen „Österreichischen Synodalen Vorgang“ unter dem Leitwort „Kirche für die Menschen“ gegeben. Dabei wurden vier große Themenbereiche behandelt: Träger kirchlicher Dienste; Kirche in der Gesellschaft von heute; Bildung und Erziehung; Kirche und Massenmedien.

1998 fand in Salzburg eine österreichweite Delegiertenversammlung zum „Dialog für Österreich“ statt, den Bischof Johann Weber unter dem Eindruck der Kirchenkrise nach dem „Fall Groer“ vorgeschlagen hatte. Allianz für den Sonntag, Sozialwort, Dialog X der Jugend oder Erwachsenenkatechumenat gehörten zu den Projekten, die daraus hervorgingen. Andere Themen wurden nicht so stark weiterverfolgt.

Eine Diözesansynode in der Steiermark gab es zuletzt 1960 unter Bischof Josef Schoiswohl zum Thema „Der Laie in der Kirche“.

Papst Franziskus inmitten von Teilnehmenden und Gästen der „Amazonien-Synode“, wo 2019 gemeinsam über die Zukunftsfragen der großen Region Amazonien beraten wurde. | Foto: KNA
In Deutschland läuft derzeit der „Synodale Weg“, nicht zuletzt angestoßen durch die Probleme rund um Missbrauchsfälle. | Foto: KNA
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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