Zeit für Kirche - Mein Ehrenamt | Teil 09
Kümmert’s euch, das war sein Auftrag

Im „Andrä Foyer“: Verständigung und Unterhaltung trotz unterschiedlicher Herkunft. | Foto: privat
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Mit dem „Andrä Foyer“, das es seit sechs Jahren gibt, wollen Engagierte aus der herkunftsmäßig bunt durchmischten Pfarre in der Grazer Innenstadt der Isolation von Migrantinnen entgegentreten. „Ich hab das aus der Schule schon gekannt, manchmal sitzen diese Frauen daheim und können selbst nach acht Jahren noch keine zwei Sätze Deutsch.“ Man kann Renate Marschnig in dieser Hinsicht nichts vormachen. Gemeinsam mit Elfi Wagner und Renate Pugneth gestaltet die frühere Hauptschullehrerin ein spezielles Programm zum interkulturellen Austausch. „Es ist gut, wenn man das zu dritt macht. Wir sind ein tolles, gut eingespieltes Team und können uns hundertprozentig aufeinander verlassen.“

Sie selbst hat eigentlich immer schon „ein Amterl g’habt“. Seit sie mit 15 zum ersten Mal Jungscharführerin war. Sie war Firmbegleiterin und Büchereileiterin in der Pfarre. Seit der Pensionierung sind ihre Aktivitäten umfassender. Was soll sie als Grund dafür angeben? „Ich hab die Zeit ja.“ Ganz einfach! Das „Andrä Foyer“ ist längst nicht alles. Renate Marschnig ist Lektorin und Kommunion-spenderin. Sie leitet in der Pfarre den Festausschuss, sitzt im Pfarrgemeinderat und war eine Periode lang dessen Vorsitzende. Herumsitzen und -reden nervt sie allerdings. „Ich arbeite lieber. Ich glaube, ich habe alles getan, was Frauen in der Pfarre tun dürfen.“ Nachhilfestunden gehören dazu, aber auch, dass man vor jeder Veranstaltung kontrolliert, ob das Klo sauber ist. „Es gibt in unserer Pfarre viele Frauen, die ganz unauffällig mithelfen.“

Das „Andrä Foyer“ richtet sich nicht nur an Katholikinnen. „Wir sind nicht darauf aus, dass die Frauen sich bekehren.“ Oft wird gespielt, genauso stehen kleinere Ausflüge auf dem Programm oder Spaziergänge in die Stadt, um die Umgebung kennen zu lernen. „Wir waren schon kegeln und vergleichen die Bräuche unterschiedlicher Länder.“

Gesprochen wird vorwiegend Deutsch. „Für die Frauen ist das eine Übungsmöglichkeit“, erklärt Renate Marschnig. Ihnen fehle teilweise die Möglichkeit, Deutsch zu lernen, denn die Kurse sind überfüllt, oder sie können sich die 50 Euro nicht leisten, die sie kosten. „Es gibt Frauen, die kennen keine Österreicher, mit Deutschkenntnissen trauen sie sich eher, auf die Menschen zuzugehen.“

Wenn die Verständigung stockt, wechseln sie ins Russische, das ist eine Sprache, die fast alle beherrschen. Vertreten sind viele Herkunftsländer: Etwa die Mongolei, der Kosovo, Albanien, Tschetschenien. Eine Engländerin nimmt teil und immer wieder auch Österreicherinnen, die natürlich auch besonders herzlich eingeladen sind. „Schließlich heißt es interkulturell“, präzisiert Renate Marschnig.

Gisela Remler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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