Beten mit Israel | Teil 07
Hoffen auf Gottes Vergebung

Hoffnung. Gott lässt sie immer wieder neu auch zwischen den Steinen unserer Schuld wachsen. | Foto: KIZ/HB
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Gott hört auch jene, die schuldig wurden:

Daniels Bußgebet (Dan 9)

Schuldig zu werden belastet schon einzelne Menschen oft schwer. Dies gilt noch mehr, wenn eine ganze Gemeinschaft von Vergehen bedrückt wird und deren Folgen schmerzhaft spüren muss.

167 vor Christus hatten die Truppen des seleukidischen Königs Antiochus IV. Jerusalem eingenommen und waren seitdem als Besatzer geblieben. Die einschränkende und beschämende Abhängigkeit von Fremden bringt Daniel mit dazu, sich an Gott zu wenden.

Schriftlesung. Daniel 9 ist im AT der klarste Fall, wo ein Gebet sich an das Lesen der Bibel anschließt. Daniel beschäftigt sich mit den „70 Jahren bezüglich der Trümmer Jerusalems“ (v2), wohl aus Jeremia 25,11 oder 29,10. Er lässt sich davon inspirieren und erbittet von Gott Klärung. Gottes Sprechen zu uns in der Schrift kann uns helfen, dass wir ihn unsererseits anreden.

Ernsthaft. Dass es Daniel nicht um bloßes Reden oder Einsichterlangen geht, zeigt sein Verhalten. Fasten, Anziehen von Bußgewändern und Bestreuen mit Asche (v3) unterstreichen als Gesten der Erniedrigung, dass sein Bitten in sein ganzes Leben eingebunden ist und aus ganzem Herzen kommt. Es ist nicht isoliert, sondern wird bestätigt durch das, was er sonst tut.

Erbarmen. Angesichts der erdrückenden und verbreiteten Schuld (v5, mit fünf Verben) gibt es von menschlicher Seite keine Aussicht auf Rettung. Hoffnung liegt allein bei Gott, den Daniel flehend und lobend anruft (v4, vermutlich Nehemia 1,5 aufnehmend). Er baut vor allem auf Gottes Vergebungsbereitschaft, die er zweimal anspricht (v9 und 19; vgl. auch 1 Kön 8 [s. Beitrag 5]). Er schließt sich selbst im ‚wir‘ unter den Sündern ein und faltet die allgemeine Verfallenheit in die Vergehen breit aus. Sie bestimmt fast das gesamte Gebet. Sein Beten ist solidarisch und beschönigt nichts.

Richtung. Daniel wünscht sich zweierlei. Einerseits möchte er das jeremianische Schriftwort verstehen. Anderseits, und noch mehr, geht es ihm um das Schicksal Jerusalems. Für diese Stadt bittet er Gott um eine Wende zum Guten (v16–19). Es ist erlaubt, sich mit Anliegen an Gott zu wenden.

Wertvoll. Daniel kommt mit seinem Gebet kaum zu Ende, weil bereits bei dessen Beginn Gott seinen Boten Gabriel zu ihm schickt und ihn erhört (v19–23). Dieser bringt in der Anrede an Daniel zum Ausdruck, was Betende für Gott sind: „sehr geschätzt“ (v23), kostbar und geliebt.

Buchtipp: Die Bibel enthält noch viele schöne und ergreifende Gebete, die hier nicht vorgestellt werden konnten, etwa Jonas Beten im Fischbauch (Jona 2) oder Nehemias Bußgebet (Neh 9) und vor allem die Psalmen. Wer sich mehr dafür interessiert, sei verwiesen auf das Buch „Beten“ in der Reihe „Neue Echter Bibel. Themen“, Band 14 (Würzburg: Echter 2009) von G. Fischer und K. Backhaus.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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