Bausteine des Glaubens | Teil 07
Gott und das Leid

Das Leid? Auch der große Theologe Romano Guardini hat auf das Leid keine „Antwort“ gefunden … weder in der Bibel noch in der Theologie. | Foto: Bilderbox
  • Das Leid? Auch der große Theologe Romano Guardini hat auf das Leid keine „Antwort“ gefunden … weder in der Bibel noch in der Theologie.
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Warum lässt der gute Gott uns leiden? Eine Frage, die den Glauben immer wieder tief erschüttern kann.

Wenn Gott allmächtig ist, warum gibt es so viel Leid in der Welt?“ Auf diese Frage – sei sie aus existenzieller Not heraus gestellt oder als Argument gegen den Glauben formuliert – gibt es keine einfache Antwort. Für viele sind Leid, Elend und Katastrophen Anstoß, an Gott zu zweifeln und dem Glauben den Rücken zu kehren: das Leid als „Fels des Atheismus“ (Georg Büchner, † 1837).

Untaugliche Erklärungen. Zwei gängige Erklärungsversuche für das Leid sind widerlegt: Krankheit und Leid als Erziehungsmittel Gottes. – Einwand: Welches Erziehungsziel würde Gott bei einem verhungernden Baby verfolgen? Das Leid als Strafe für die Sünde des Menschen. – Einwand: Warum leiden oft Unschuldige, während Täter offenkundig ein gutes Leben führen?

Durchkreuzte Antworten. Die Bibel bezeugt ein intensives Ringen um diese Frage. Zweifellos ist die „Straftheorie“ in vielen Textstellen zu finden. Aber das Buch Ijob durchkreuzt alle Versuche, das Leid mit Gott „zusammenzureimen“: Ijob wird gegen seine Freunde – allesamt eloquente Vertreter der „Straftheorie“ – Recht gegeben: Leid ist nicht ursächlich die Folge früherer Sünden. Auch Jesus lehnt Spekulationen über das Woher des Leids ab. Auf die Frage „Rabbi, wer hat gesündigt…, sodass er blind geboren wurde?“ antwortet er: „Weder er noch seine Eltern“ (Joh 9,2f). Jesus bringt die göttliche Kraft zur Veränderung und Überwindung des Leides ins Spiel. Es geht ihm nicht um das Woher, sondern um das Wohin des Leids: um Heilung, aber auch um das Vor-Gott-Ausharren: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46)

Die Geduld Gottes. Die Frage bleibt: Wenn Gott Liebe ist, warum sieht die Welt so aus, wie sie aussieht? Warum greift Gott nicht ein? Benedikt XVI. hat das Problem treffend auf den Punkt gebracht: „Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe.“ Sie ist das Zeichen Gottes, der selbst die Liebe ist. Wie oft wünschten wir, dass Gott sich stärker zeigen würde. Dass er dreinschlagen würde. Wir leiden unter der Geduld Gottes. Und doch brauchen wir sie alle. Der Gott, der Lamm wurde, sagt es uns: Die Welt wird durch die Geduld Gottes erlöst.

Die Allmacht der Liebe. Es ist also notwendig, die Allmacht Gottes mit seinem Liebe-Sein zu verknüpfen: Liebe ist gewaltlos. Gottes Allmacht ist die Allmacht seiner Liebe: Der allmächtige Gott vermag alles, was Liebe vermag. Und: Liebe ist nur scheinbar ohnmächtig: „Entscheide Dich stets für die Liebe! Wenn Du Dich ein für allemal dazu entschlossen hast, wirst Du die ganze Welt bezwingen. Die dienende Liebe ist eine ungeheure Kraft. Sie ist die allergrößte Kraft, und ihresgleichen gibt es nicht“ (F. Dostojewski).

Der mitleidende Gott. Der Gott, der Liebe ist, steht gegen das Leid, und er nimmt Anteil am Wohl und Wehe seiner Geschöpfe. In Jesus hat er das Leiden und die Leidenden zu seiner Herzenssache gemacht. Sein Mit-Leiden ist nicht Zeichen von Schwäche. Gott geht im Leiden der Welt nicht unter. Seine Gegenwart in den Leidenden zielt auf Stärkung und letztlich auf die Überwindung des Leidens. Gottes Liebe ist stärker als Sünde und Tod und verheißt universale Rettung, Gerechtigkeit und Heilung allen Leids.

Billige Vertröstung? Der mitleidende Gott sucht Mitleidende und Mit-Liebende, die sich seinem Geist öffnen und in der Nachfolge Jesu das Leid so weit wie möglich lindern oder es mittragen und begleiten.

Die Liebe Gottes bewahrt mich nicht vor allem Leid, aber sie bewahrt und trägt mich in allem Leid. Entscheidend ist, dass ich im Leid nicht von Gott lasse. Auch das Klagegebet ist eine Weise, mit Gott in Beziehung zu bleiben. Wie Ijob, der Gott seinen Schmerz hinschreit. „Was immer dir widerfährt, mach es zu einem Gebet“ (Tomas Kaupeny).

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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