Bausteine des Glaubens | Teil 04
Gott schenkt sich selbst

Der Liebe ein Gesicht geben – das will Felix Mitterer mit seinem neuen Text für die Erler Jubiläums-Passionsspiele (400 Jahre), die am 26. Mai Premiere haben.  | Foto: Passion Erl
  • Der Liebe ein Gesicht geben – das will Felix Mitterer mit seinem neuen Text für die Erler Jubiläums-Passionsspiele (400 Jahre), die am 26. Mai Premiere haben.
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Viele halten ihn für einen großen Menschen. Aber was meinen Christen, wenn sie Jesus als Sohn Gottes bekennen? Eine Annäherung an ein tiefes Geheimnis.

Jesus erregte Aufsehen. Durch sein Handeln und Reden faszinierte er die Menschen, aber er provozierte auch Ablehnung. Er hielt Mahl mit Sündern und stellte damit die religiösen Konventionen auf den Kopf. Er vergab Sünden und tat damit etwas, was allein Gott vorbehalten war. Er legte das Gesetz mit unerhörter Autorität aus.

Ohne sich auf andere Ausleger zu berufen, lehrte er: „Ich aber sage euch…“ Die Kraft und Legitimation für dieses Handeln und Sprechen wurzelten in seiner tiefen Gottverbundenheit. Die Beziehung zu seinem Vater bestimmte Jesus zuinnerst. Sie war Quelle all seines Tuns, seines Vollmachtanspruchs und seines Seins.

Wer ist dieser? Verbunden mit dem Aufsehen, das Jesus erregte, war von Anfang an die Frage „Wer ist dieser?“ Denn dieser Jesus war nicht so einfach auf den Begriff zu bringen: Ein „Messias“, der am Kreuz „scheitert“. Ein „Herr“, ein König, der sich entäußert und sich hingibt, „gehorsam bis zum Tod“ (Phil 2,7f). Einer, der nicht nur Worte über Gott sagt, sondern das Wort Gottes ist. In Jesus hat Gott nicht nur etwas (seinen Willen) mitgeteilt, sondern sein innerstes Wesen, sich selbst: In Jesus hat Gott sozusagen sein Herz geöffnet. Das ist gemeint, wenn die Bibel Jesus als das „Wort“ (= griech. der logos) Gottes bezeichnet. Jesus – das fleischgewordene Liebeswort Gottes erschließt uns die Gewissheit: „Gott ist Liebe – Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.“ (1 Joh 1,5) Der, der in innigster Nähe zum Vater lebt („der Sohn“, „am Herzen des Vaters“, „wahrer Gott von wahrem Gott“), hat diese Kunde gebracht.

Das Liebeswort Gottes. Die menschgewordene Liebeserklärung Gottes betrifft nicht nur die an Christus Glaubenden, sondern die ganze Schöpfung: „Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts.“ (Joh 1,3) Und dieses Wort ist in der Ewigkeit Gottes verankert, so dass es selbst „Gott“ genannt werden kann. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Joh 1,1) – auch wenn dies menschliches Sprechen übersteigt.

Wahrer Gott. In Titeln wie „Herr“, „Wort“, „Sohn“ wollten die frühen Christen zum Ausdruck bringen, dass uns in Jesus niemand anderer als Gott selbst begegnet ist. Dabei geht es in keiner Weise darum, dass Jesus vergöttlicht werden soll. Jesus wird „wahrer Gott“ genannt, weil Gott in Ihm wirklich unüberbietbar nahe gekommen und wirklich offenbar geworden ist. An Jesus ist sichtbar geworden, wie und wer Gott ist. Denn aus seiner tiefen Gottverbundenheit hat er Gott gleichsam gelebt. Sein ganzes Leben spricht von Gott. „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,9). Die Wahrheit Gottes finden wir also nicht „über den Wolken“, sondern in der konkreten Lebens- und Leidensgeschichte Jesu.

Wahrer Mensch. Jesus ist jedoch „nicht nur“ das Ereignis der Nähe Gottes (wahrer Gott). Er ist auch wahrer Mensch: In ihm wird die Wahrheit des Menschen offenbar: Der „das Bild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15) ist, er ist zugleich der vollkommene Mensch. Er lebte ganz für Gott und für die Menschen, ganz in Gemeinschaft mit Gott und den anderen. Und damit lädt er auch uns ein zu einem Leben voll Liebe – zu Gott, zum Nächsten und zu uns selbst: Dein Leben gelingt nicht, wenn du bloß um dich selbst kreist. Wahrhaft Mensch wirst du nur, wenn du über dich hinauskommst, wenn du von dir wegkommst: jemandem wirklich zuhörst, in seiner seelischen oder materiellen Not aufrichtig beistehst usw. Wer sein Leben in Gott verwurzelt und – im Geiste Jesu – verliert, der wird es gewinnen.

Ohne Jesus Christus wissen wir weder, was unser Leben, noch was unser Tod ist, noch was Gott ist, noch was wir selber sind (Blaise Pascal, †1662).

 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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