Rosen Perlen Geheimnisse | Teil 02
Glaub nicht allein – steck andre an!

Begegnung Marias mit Elisabet. Fresko von Giotto di Bondone (1306) in der Capella Scrovegni in Padua. | Foto: Archiv
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Glauben heißt nichts wissen, lautet ein Spruch, der genauso verbreitet wie falsch ist. Glaube ist Privatsache, lautet ein ebenso weit verbreiteter Irrtum. Natürlich darf kein Glaube erzwungen werden und ist als persönliche Entscheidung des Gewissens zu respektieren.

Aber Glaube ist nicht gedacht für das stille Kämmerlein. Glaube will weitergegeben, ausgestrahlt, mit anderen geteilt werden. Glaube braucht Gemeinschaft und in diesem Sinne sehr wohl die Kirche. Und Glaube gehört auch in die Öffentlichkeit. Unaufdringlich, aber sichtbar. Auch wenn die Zeichen des Glaubens manchen nicht passen und die Stimmen der Glaubenden, oft weil sie Vernachlässigten eine Stimme geben, nicht immer bequem sind.

Schon das zweite Geheimnis des Rosenkranzgebetes räumt mit der angeblichen „Privatsache“ Glauben auf. Maria behält ihren Jesus nicht für sich. Es wird sie später einmal schmerzen, wenn er von zu Hause fortgeht und sich nicht zurückholen lässt. Aber sie hat es gelernt, Jesus zu anderen zu bringen. Am Anfang des Evangeliums (Lk 1,39–45) macht sie sich auf mit einer Nachricht, die unglaublich, aber wahr ist: Ich werde Mutter, und mein Kind kommt von Gott. Am Ende des Evangeliums wird eine andere Maria mit einer unglaublichen, aber wahren Botschaft zu den anderen eilen: Jesus lebt! Der Gekreuzigte ist auferstanden!

Kann Glaube wirklich Berge versetzen? Maria eilt jedenfalls ins Bergland. Glaube setzt in Bewegung und hilft uns, Berge zu überwinden, auch Sorgenberge und Leidgebirge oder einfach die steilen und mühsamen Anstiege des Alltags.

Maria geht zu Elisabet. Sie kommt auf Besuch. Sie geht auf einen Menschen zu. Die unerwartete Schwangerschaft von Elisabet war mit Zweifeln verbunden, vor allem von Seiten des Vaters Zacharias, der die gleiche Ausrede wie weiland Mose gebraucht hatte: Zu alt! Aber Gott ließ sie weder bei Mose gelten noch bei Zacharias. „Selig ist, die geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ“, ruft Elisabet aus. Sie spürt, schwanger mit Johannes, in ihrem Innern ganz genau, wer da zu ihr kommt. Aus dem Gruß des Erzengels Gabriel (Gegrüßet seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir) und dem Gruß von Elisabet an Maria (Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes) haben die Christinnen und Christen das Gebet „Gegrüßet seist du, Maria“ geformt.

Glaubende, Zweifelnde, Suchende brauchen die gegenseitige Begegnung, Bestärkung und Auseinandersetzung. Glauben, zweifeln und suchen finden wir auch in unserem eigenen Leben und Denken oft ganz nebeneinander. Maria bringt Elisabet einen fröhlichen Glauben. Ihr Magnificat, das Maria beim Besuch bei Elisabet singt, betet die Kirche bis heute an jedem Abend.

Die Begegnung zwischen Maria und Elisabet ist keine flüchtige Begegnung. Maria bleibt bei ihr. Ihr Glaube ist nicht nur ein fröhlicher Glaube, sondern auch ein aktiver und konsequenter Glaube.

Herbert Messner

 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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