Ketzer - Unruhestifter des Glaubens | Teil 11
Galileo Galilei und sein Fall

Dialog zwischen Aristoteles, Ptolemäus und Kopernikus. Titelblatt von Galileis Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische, erstmals 1632 in Florenz erschienen.  | Foto: wmc
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  • Dialog zwischen Aristoteles, Ptolemäus und Kopernikus. Titelblatt von Galileis Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische, erstmals 1632 in Florenz erschienen.
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Seine Forschungen brachten den Astronomen und Hofmathematiker Galileo Galilei in Konflikt mit seiner Kirche.

Galilei war zuerst schlecht bezahlter Professor für Mathematik in seiner Geburtsstadt Pisa und bald darauf in Padua. Nach dem Tod seines Vaters war er finanziell für seine Herkunftsfamilie verantwortlich. Mit der Venezianerin Marina Gamba hatte er drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, denen er zeitlebens sehr zugetan war. Galilei war vielseitig gebildet, las die Dichter seiner Zeit, spielte die Leier, war sprachgewandt, erfinderisch und voller Selbstvertrauen und Entdeckergeist.

Wissenschaftliche Beobachtung des Himmels

Als in Holland das Fernrohr erfunden wurde, verbesserte es Galilei und machte es zum Forschungsinstrument. Er richtete es auf Himmelskörper und entdeckte Mondkrater, vier Jupitermonde, Sonnenflecken und weitere astronomische Phänomene. 1610 publizierte Galilei seine Beobachtungen in seinem Sidereus nuntius (Der Sternenbote). Der Veröffentlichung folgten Begeisterung und Widerstand zugleich. Galilei wurde berühmt und von Cosimo II. zum „Ersten Mathematiker und Philosophen des Großherzogs von Toscana“ ernannt. Mit dem damit sicheren Einkommen von jährlich 1000 Florentiner Scudi war Galilei frei von Lehrverpflichtungen und hatte Zeit für seine Forschungen.

Die Ermahnung

1614 wurde Galilei erstmals der Ketzerei bezichtigt, als ein Dominikanerpater ihn bei einer Predigt in Florenz angriff, dem alttestamentlichen Text „Sonne, steh still“ (Josua 10,12) zu widersprechen. Daraus folgte eine erste Anklage bei der römischen Inquisition. 1616 wurde in Rom ein Dekret gegen die kopernikanische Lehre erlassen, und Galilei wurde persönlich „ermahnt“, diese nicht mehr zu vertreten.


Das Inquisitionsverfahren

1623 wurde der Galilei wohlgesonnene Kardinal Maffeo Barberini zu Papst Urban VIII. gewählt. Galilei sah seine Chance gekommen und veröffentlichte 1632 sein Werk zum kopernikanischen Weltbild, den Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme. Trotz toskanischer Diplomatie kam es zum Inquisitionsverfahren gegen ihn. Der inzwischen gebrechliche Galilei wurde in Rom vorgeladen und den Verhören der Inquisition unterzogen, zuletzt unter Folterandrohung. Am 22. Juni 1633 musste er in Santa Maria sopra Minerva im Büßerhemd kniend abschwören. Galilei verbrachte seine letzten Lebensjahre in Hausarrest in Arcetri bei Florenz. Er erblindete völlig und starb 1642.


Die Folgen

Das kirchliche Verbot von Galileis Dialog über die Weltsysteme wurde 1822 aufgehoben. 1992 wurde der Wegbereiter der modernen Naturwissenschaften von Papst Johannes Paul II. rehabilitiert. Der Schaden, den sich die römische Kirche mit dem so genannten Fall Galilei selbst zufügte, ist kaum zu ermessen.

 

Dialog zwischen Aristoteles, Ptolemäus und Kopernikus. Titelblatt von Galileis Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische, erstmals 1632 in Florenz erschienen.  | Foto: wmc
Galileo Galilei (1564–1642), Porträt von Ottavio Leoni (1578–1630), 1624, Florenz, Biblioteca Marucelliana. | Foto: wmc
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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