Engagement leben | Teil 05
Freundlichkeit und ein Lächeln sind Dank genug

Vorhaben tu ich immer etwas“, so fasst Klara Kraus ihren Alltag kurz zusammen. Auch jetzt mit ihren 72 Jahren ist das für sie der Grundsatz ihres Lebens: „Es ist einfach wichtig, aktiv zu bleiben, denn wer rastet, der rostet“, meint sie und ist an vier Tagen in der Woche ehrenamtlich unterwegs.

Die flotte Dame stammt aus Ungarn. Ein ganz leichter Akzent macht ihre warme Stimme besonders sympathisch. Von der Ausbildung her Goldschmiedin, aufgewachsen in Budapest, hat sie 1962 nach Österreich geheiratet. Ihr Sohn lebt in Indonesien, und im vergangenen Jahr ist sie Witwe geworden. Auch sie beschreibt sofort, was man von Ehrenamtlichen so oft hört und was sich Menschen, die das noch nie gemacht haben, vielleicht nur schwer vorstellen können. Ihre Tätigkeiten als Seelsorgerin im LKH Leoben und im Caritasheim sind für sie selbst sehr wichtig. „Man bekommt so unendlich viel zurück.“ Sie fühlt sich reich beschenkt durch ihr eigenes Engagement. Aber wovon eigentlich? „Ja, diese ehrenamtlichen Stunden“, versucht Frau Kraus deutlicher zu werden, „da kommt dann vielleicht ein Lächeln oder auch nur ein Händedruck.“ Es ist so schön, wenn Menschen zuerst weinen, und „ich bringe sie doch zum Lächeln“. Etwas, das einem erst einmal gelingen muss, wenn man mit schwierigen Schicksalen konfrontiert wird.

Im Seniorenwohnheim der Caritas, wo Klara Kraus zum Vorlesen hingeht, wird sie immer schon erwartet und erfreut sich daran. Eine Währung jenseits von Euro und Cent. „Die schönste Bezahlung ist für mich, wenn ich die Menschen ein bisschen von der Traurigkeit wegbringen kann.“

Dankbar ist sie für die vielen Ausbildungen, die sie gemacht hat und die ihr ermöglichen, wirklich gut auf Menschen eingehen zu können – unter anderem auch eine Hospizausbildung. „Für mich ist das rückblickend wie ein Mosaik, das immer besser zusammenpasst. Mit dem ich immer mehr auf die Menschen eingehen kann. Ihnen immer besser helfen kann, und dafür bin ich dem Katholischen Bildungswerk wirklich sehr dankbar.“ So kann in einem bedrückenden Umfeld viel gelingen, was Außenstehenden eigentlich viel zu schwierig, viel zu kompliziert und oft auch unmöglich scheint. „Schon allein die Anwesenheit eines Menschen ist etwas, was eine Veränderung bringt, und wenn die Menschen merken, du bist nicht tratschsüchtig, wenn sie vertrauen, dann öffnen sie sich.“ Eine Erfahrung, die sicherlich unvergleichlich ist. Sehr oft versuchen Kranke und ältere Menschen nämlich ihre eigenen Verwandten zu schonen, bleiben mit vielem allein. Mit einem Fremden zu reden ist erfahrungsgemäß einfacher.

Dieses so stark ausgeprägte Engagement erfordert freilich auch ein gutes Umgehen mit sich selbst, um die eigene Kraft zu bewahren. „Ich gehe dann an der Mur spazieren, mache Atemübungen, damit ich alle diese Dinge auch wieder ausatmen kann.“ Die Begegnung mit schwer kranken Menschen bringt auch etwas anderes mit sich. „Ich bin dankbar für meine eigene Gesundheit.“

Gisela Remler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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