Ordensleben in der Steiermark | Teil 01
Freiraum für Gott und die Welt

Reiche Früchte spendet der „Baum“ der Orden. Seit Jahrhunderten gibt er Schatten und Kraft. | Foto: Fotolia
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Angeblich weiß nicht einmal „der liebe Gott“, wieviele Orden es gibt. Wie ein Wald mit verschiedensten Bäumen bereichern sie Kirche und Gesellschaft. Manche sind lange gewachsen und tragen immer neue Früchte, die viele Menschen sammeln und genießen können. Sie laden zur Bewegung ein und bieten einen Ort der Ruhe. Ordensleben – das ist wirklich wie ein Baum mit Wurzeln und einem Stamm, der sich in viele Äste verzweigt.

Die Wurzeln

  1. Das Leben der Propheten: Von Elija bis Johannes dem Täufer gehen Propheten in die Wüste. Sie melden sich zu Wort, wo Gott oder der Mensch zu kurz kommen. 
  2. Die Nachfolge Jesu, der eine Jüngergemeinschaft sammelt und an seinem Wirken beteiligt.
  3. Das Vorbild der „Urgemeinde“, in die jeder seinen Besitz und seine Charismen (besonderen Gaben) einbringt.
  4. Und die Wüste als Ort der Gottsuche. Vor allem in Ägypten ziehen sich viele seit dem 2. Jahrhundert dorthin zurück, wo man auf Gott besonders angewiesen ist und mit den „Dämonen“, auch den eigenen Trieben, kämpft. Sie leben als Einzelne (griechisch „monachos“, Mönch), als Eremiten (Wüstenbewohner), in geistlichem Austausch und immer mehr in geistlicher Gemeinschaft. Daraus entsteht die Lebensform des Klosters.

Der Stamm

Diese Lebensform verbreitet sich auch im Westen. Als nach Konstantin das Christentum frei und damit für viele zu lax wird, gibt es neuen Zulauf für diese Alternative intensiven Christseins. In den ersten christlichen Jahrhunderten gab es für alle, die getauft werden wollten, eine lange Erprobungszeit. Klöster und Orden haben das für ihre Aufnahmebewerber heute noch.

Für das Zusammenleben entstehen Regeln. In Irland, wo man sowieso in Großfamilien (Clans) lebt, wird das Kloster zur typischen christlichen Lebensform. Iroschottische Mönche missionieren auch unser Sprachgebiet. Benedikt von Nursia (480 bis 547) schafft eine Regel, die sich seit Karl dem Großen weit verbreitet. Bischöfe wie Augustinus (354 bis 430) fördern das gemeinschaftliche Leben der Priester. Später werden „Chorherren“, die in geistlicher Gemeinschaft leben und der Seelsorge dienen, die „Augustinerregel“ annehmen.

Mönche und Nonnen leisten europaweit enorme Aufbauarbeit für geistliches Leben, Kultur und Bildung, Bebauung des Landes und Arbeitsplatzbeschaffung.

Die Äste

Reformbewegungen und Rückkehr zum Ursprung lassen in den Gemeinschaften mit Benediktinerregel neue Orden entstehen (Zisterzienser, Trappisten). Im 
13. Jahrhundert setzen Franziskaner und Dominikaner als „Bettelorden“ ein prophetisches Zeichen gegen eine verweltlichte und zu reiche Kirche. Sie gehen in die Städte und fördern Seelsorge, Predigt und Wissenschaft. Im 16. Jahrhundert sorgen die Jesuiten für einen Neuaufbruch in Seelsorge, Bildung und Mission.

Immer neue Gemeinschaften entstehen aus den Nöten der Zeit. Sie sorgen für die Kranken und schwer Behinderten. Sie kümmern sich um Bildung und Bildungs-Chancen, vor allem auch für Mädchen. Sie verschreiben sich dem Dienst an den Armen („Vinzi“, nach Vinzenz von Paul, ist bis heute eine Marke dafür). Als zur Zeit der Aufklärung mit ihrem Nützlichkeitsdenken viele Klöster aufgehoben werden, wachsen bald ganz neue Gemeinschaften, gerade auch bei den Frauen. Viele fördern heute auch eine tragfähige Spiritualität für Arbeit und Alltag.

Reiche Früchte spendet der „Baum“ der Orden. Seit Jahrhunderten gibt er Schatten und Kraft. | Foto: Fotolia
Mit ihrem Sieg bei der Castingshow „The Voice of Italy 2014“ hat die italienische Nonne Cristina Scuccia das Ordensleben wieder ins Gespräch gebracht. | Foto: Archiv
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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