Bewegender Segen
Franziskus segnete die von Corona heimgesuchte Welt

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Urbi et orbi, der Stadt Rom und der Welt, gilt der Segen des Papstes normalerweise zu Weihnachten und zu Ostern. Am 27. März spendete Papst Franziskus diesen Segen angesichts der Corona-Pandemie. Und er erteilte ihn diesmal in Form des Eucharistischen Segens. In seiner berührenden Ansprache in den situationsbedingt leeren Petersplatz hinein deutete er die Evangeliumsstelle vom Sturm auf dem See. Der Sturm lege unsere Verwundbarkeit bloß, aber auch falsche und unnötige Gewissheiten, auf die wir gebaut haben. Und er habe jene gemeinsame Zugehörigkeit offengelegt, dass wir alle Brüder und Schwestern sind. Jesu Frage „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ sei ein Appell für uns, uns für das zu entscheiden, was wirklich zählt, und uns auf den Herrn und die Mitmenschen auszurichten.

Gegen die Finsternis. Bewegende Ansprache des Papstes auf dem leeren Petersplatz.

Einsamer, eindringlicher hat Franziskus nie gesprochen. In einer ungewöhnlichen Geste betete das Kirchenoberhaupt am 27. März um das Ende der Corona-Pandemie und erteilte von den Stufen des Petersdoms herab den Segen „Urbi et orbi“. Ein dreifaches Kreuzzeichen mit dem Allerheiligsten in den verregneten römischen Abendhimmel. Die geweihte Hostie in dem Schaugefäß repräsentiert nach katholischer Lehre Christus. Stärkere Mittel hat kein Papst.
Einsam steigt der 83-Jährige die Stufen zur Basilika empor, einsam hört er ein Wort aus dem Evangelium, einsam richtet er seine Ansprache über den Petersplatz im Regen. An Festtagen sah der Papst hier Zehntausende vor sich. Jetzt ist wegen Corona die Anwesenheit von Gläubigen verboten. Über das nasse Pflaster staksen Möwen. Die Dämmerung bricht herein nach dem Tag, der für Italien der schwärzeste in der Corona-Krise war. 919 Tote zählte der Zivilschutz. Franziskus hat als Bibelwort einen Abschnitt aus dem Markusevangelium gewählt, den Sturm auf dem See, als die Jünger zu kentern fürchten, während Jesus im Boot schläft. Das Bild des Untergangs begleitet den Papst in diesen Tagen. Vor einer Woche erinnerte er in einem Interview an eine ähnliche Geschichte: Petrus, der über das Wasser Jesus entgegengehen will. Der Schrei des Ertrinkenden, die Angst der Verzweiflung. Und wie wichtig es ist, sich „am Herrn festklammern“ zu können.
Die Corona-Krise hat Franziskus innerlich getroffen. „Finsternis hat sich auf unsere Plätze, Straßen und Städte gelegt“, sagt er. Sie hat sich des Lebens bemächtigt und alles mit einer „ohrenbetäubenden Stille“ erfüllt. „Wir sitzen alle im selben Boot, alle schwach und orientierungslos.“
Aber nicht um zu richten ist der Papst gekommen, sondern um zu stärken. So würdigt er diejenigen, die sich für eine Überwindung der Krise einsetzen. Ausdrücklich nennt er Ärzte und Krankenschwestern, aber auch Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuer, Transporteure, ehrenamtliche Helfer und Geistliche.
KATHPRESS

Übertragung aus Rom (ZDF)

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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