Rosen Perlen Geheimnisse | Teil 01
Empfangsbereit oder auf „lautlos“ gestellt?

Verkündigung und Begegnung mit Elisabeth. Die ersten Geheimnisse des Rosenkranzes in einem Freskenzyklus (12. Jh.) in Hocheppan, Südtirol. | Foto: van der Kallen
  • Verkündigung und Begegnung mit Elisabeth. Die ersten Geheimnisse des Rosenkranzes in einem Freskenzyklus (12. Jh.) in Hocheppan, Südtirol.
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Als der damalige Pfarrer Johann Weber die Nachricht von seiner Ernennung zum Bischof erhielt, wurde sie ihm als Eilbrief von einem Postboten überbracht. Als in diesen Tagen Regens Wilhelm Krautwaschl zum Bischof ernannt wurde, klingelte das Handy. Die Art, wie wir Nachrichten empfangen, hat sich sehr verändert. Viele haben ein persönliches Mobiltelefon und eine E-Mail-Adresse. Unsere Fernseher sind mit einem „Receiver“ (Empfänger) verbunden, mit dem wir viele Programme empfangen können.

Aber sind wir deshalb für alles empfänglicher geworden? Das erste Geheimnis des Rosenkranzes spricht vom Empfangen. Den Glauben an Gott können wir nicht selbst erfinden. Wir haben ihn empfangen, wir verdanken den Glauben bestimmten Menschen, die ihn uns zeigen und vorleben. Vor allem aber verdanken wir ihn der Initiative Gottes.

Maria hatte damals kein Handy, keine E-Mail-Adresse und keine Sat-Schüssel. Aber sie hatte ihren Glauben nicht auf „lautlos“ geschaltet. Sie lebte mit den Freuden, Leiden und Sehnsüchten ihres Volkes. Zu dieser jungen Frau, vielleicht so alt wie heute eine Firmkandidatin, ist nun ein Bote gekommen, berichtet das Lukas-Evangelium (Lk 1,26–38). In der griechischen Ursprache des Evangeliums heißt Bote „angelos“. Von da her nennen wir einen Boten Gottes „Engel“.

Maria hat von Gott eine doppelte Nachricht erhalten: 1. Es ist gut, dass es dich gibt. 2. Du wirst gebraucht. In der Sprache des Evangeliums klingt das so: 1. Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. 2. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. – Maria zeigte sich empfänglich. Das Evangelium berichtet dann von ihren Reaktionen auf Gottes Anruf:

  1. Sie erschrickt. Eine natürliche Reaktion auf die unerwartete Herausforderung. Es ist ihr nicht egal, was Gott von ihr erwartet. Aber sie zieht sich nicht erschrocken zurück, sondern:
  2. Sie denkt nach. Sie überlegt, was das für sie und für andere bedeutet. Das Evangelium spricht noch öfter davon, dass Maria etwas in ihrem Herzen bewahrt und darüber nachdenkt.
  3. Sie fragt. Sie verfällt nicht in eine Euphorie, über der sie ihre Lebenssituation vergisst. Weil sie fragt, erhält sie vom Boten Gottes eine Antwort.
  4. Sie antwortet. Maria antwortet auf das, was Gott ihr zutraut, damit, dass sie Gott vertraut. Sie stellt sich zur Verfügung. Sie nimmt die Aufgabe an, die der Glaube ihr stellt.

Der Rosenkranz redet Maria mit „Jungfrau“ an. Unabhängig davon, was das biologisch bedeutet, ist es vor allem eine Aussage über ihre Spiritualität. „Jungfräulich“ bedeutet die Art und Weise, wie uns das Heil zukommt: in der Haltung des Empfangens (Gerhard Voss).

Jede Messfeier beginnt übrigens mit dem Gruß des Engels: Der Herr ist mit dir! Der Herr sei mit euch! Dann hören wir, was Gott uns sagt, ehe wir in der Eucharistie Jesus in den vom Heiligen Geist gewandelten Gaben empfangen.

Herbert Meßner

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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