Mensch/Priester - Jesuitenpater Johannes König
Ein Packerl Tabak vom Pfarrer im Gefängnis

Rast an der Außenmauer des Katharinenklosters hält P. Johannes König (rechts) mit Gefährten bei einer Reise auf der Sinai-Halbinsel.  | Foto: Foto: privat
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Einem stadtbekannten Schläger musste P. Johannes König einst in Innsbruck Hausverbot geben, als er das MK-Jugendzentrum der Jesuiten leitete. Der junge Mann äußerte Morddrohungen. Wie der Jesuitenpater reagierte? Er läutete an der Wohnungstür des Schlägertypen und sprach ihn an: „Ich habe gehört, du willst mich umbringen…“

Der Jesuit kam vor zwei Jahren von Wien nach Graz. Er ist Seelsorger in der Justizanstalt Graz-Jakomini und in der Landesnervenklinik Sigmund Freud. „Keine Angst!“, gilt für ihn. Er wisse nie, was ihn erwarte, wenn er ins Gefängnis oder in die Klinik hineingehe. Doch er sehe den Menschen, auf den er achtsam schauen und hören wolle. „Jeder Mensch ist eine ganze Welt“, erzählt der Priester, „und ein Abbild Gottes, von ihm geschaffen.“

Hoch philosophische und theologische Predigten „sind nicht mein’s“, bemerkt P. Hannes. Ihn bewege: „Was ist das ganz Einfache im Glauben, auf das es ankommt?“ Begeistert erzählt er von seiner „schönsten Messe“, bei der ein schwer autistisch behinderter Bub bei der Kommunion wunderschön getanzt habe. Gestört habe nicht der Jugendliche, sondern der Befehl „Gib a Ruah!“ von seinem Vater.

„Gott ist nicht der“, sagt P. König öfter den Gefangenen bei der Sonntagsmesse um 6 Uhr früh, „der dafür sorgt, dass ich einen Bund Tabak habe, wenn ich einen brauche.“ Der „Pfarrer“, wie ihn die Häftlinge anreden, bringt ihnen aber gern ein Packerl Tabak und Papier zum Selber-Wuzeln mit; nie eine Schachtel Zigaretten, die sei viel zu schnell verbraucht. Weihnachten im Gefängnis sieht der Pater als Zeit der hohen Erwartungen, „die überhaupt nicht erfüllt werden können“. Nach einem heimeligen, friedlichen Fest in der Familie sehnen sich auch die Insassen.

Gefängnisseelsorger war der Jesuit bereits vorher in Wien, und im Kloster der für „alles“ zuständige „Minister“ (Diener) der Mitbrüder. In Innsbruck war er davor auch „Minister“, dazu Verantwortlicher der Jesuitenkirche. Gern war er dort auch bei der Basisgemeinde Micha und bei der Friedensbewegung Pax Christi. „Noch vorher“ arbeitete er in Wien mit Jugendlichen und Studierenden, und zu Beginn leitete der 1962 in den Orden Eingetretene in Innsbruck das MK-Jugendzentrum.

Begeisterung für den Priesterberuf spürte der 1971 Geweihte schon mit zehn Jahren. Mit 16 las er die ganze Bibel von vorn bis hinten durch, jeden Tag ein Stück. „Du spinnsch“, meinte er zu seinem Freund, der ihn auf die Jesuiten ansprach. Er hatte bisher den Eindruck gehabt, „die Jesuiten sind alle Lehrer“. Dem Freund zuliebe erkundigte sich Hannes und erkannte: „Es gibt fast nichts, was Jesuiten nicht tun.“

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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