Vatikan kompakt | Teil 06
Ein Hort des Wissens

Salone Sistino. Der ursprüngliche Lesesaal. Die Vatikanische Bibliothek stand immer schon Wissenschaftlern zur Verfügung, seit 1881 auch das Geheimarchiv. Allerdings gibt es – wie auch in anderen Archiven üblich – eine Sperrfrist für Dokumente der jüngeren Zeit. | Foto: wmc
  • Salone Sistino. Der ursprüngliche Lesesaal. Die Vatikanische Bibliothek stand immer schon Wissenschaftlern zur Verfügung, seit 1881 auch das Geheimarchiv. Allerdings gibt es – wie auch in anderen Archiven üblich – eine Sperrfrist für Dokumente der jüngeren Zeit.
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Bibliothek und Archiv

Das bis heute bestehende Amt des Archivars und Bibliothekars der Heiligen Römischen Kirche weist auf die enge Verbindung von Vatikanischer Bibliothek und den päpstlichen Archiven hin. Die Ursprünge dieser Einrichtungen lassen sich bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Erste Sammlungen von wichtigen Schriften, Urkunden und Dokumenten standen etwa schon im 6. Jahrhundert Gelehrten zur Verfügung.

Die Bibliothek – Arsenal des Wissens

Den Grundstock für den heutigen Bestand der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek bildet die Sammlung von Papst Nikolaus V. (1447–1455). Als Humanist strebte er danach, den bereits vorhandenen Schriften die Texte aller bedeutenden Schriftsteller der Antike hinzuzufügen. Er schickte eigens Gelehrte in die ganze Welt aus, um Bücher aus anderen Sammlungen abzuschreiben oder Unbekanntes zu erwerben. Auch Sixtus IV. (1471–1484) sah die Bibliothek als Instrument „zur Förderung des katholischen Glaubens, zum Nutzen der Wissenschaft und Glanz des Römischen Papstes“. Nachdem Schenkungen und die Erfindung des Buchdrucks zu einem rasanten Anwachsen der Bestände geführt hatten, gab Sixtus V. (1585–1590) ein neues Gebäude in Auftrag. Napoleon allerdings versetzte der Bibliothek einen Rückschlag. Ende des 18. Jahrhunderts kamen wertvolle Schriften als Kriegsbeute nach Paris. Nicht alles landete wieder in Rom, vieles war als Altpapier verkauft worden. Auch sonst verschwanden immer wieder einzelne Werke. Mittlerweile ist jedoch jedes Buch mit einem Mikrochip gesichert. Auch vor den Handschriften macht die moderne Technik nicht Halt. Seit 2013 sind die ersten in digitalisierter Form im Internet abrufbar.

Das Geheimarchiv – gar nicht so geheim

Archivbestände, die aus der Bibliothek he-rausgelöst wurden, und Unterlagen aus mehreren anderen Archiven bilden seit 1612 das „Geheimarchiv“. Die deutsche Bezeichnung ist irreführend und nährt Spekulationen. Das lateinische „Archivum Secretum“ meint nämlich lediglich einen abgetrennten (= secretum) Teil des Archivs. Als Privatarchiv der Päpste umfasst es von ihnen erlassene Gesetze und die diplomatische Korrespondenz des Vatikans. Für „nicht einmal gut erfunden“ hält der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf die spektakulären Ausführungen in Dan Browns Bestseller „Illuminati“ über das Archiv. Und Wolf muss es wissen: Er forscht seit Jahren in den Beständen, was bereits seit 1881 für Wissenschaftler möglich ist.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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