800 Jahre Diözese Graz-Seckau | Teil 13
Ein Bistum für die Obersteiermark

Das ehemalige Stift Göß wurde zum Bischofssitz für die Diözese Leoben, die frühere Stiftskirche und heutige Pfarrkirche, dem heiligen Apostel Andreas geweiht, zur Bischofskirche. | Foto: DGS/Schiffer
  • Das ehemalige Stift Göß wurde zum Bischofssitz für die Diözese Leoben, die frühere Stiftskirche und heutige Pfarrkirche, dem heiligen Apostel Andreas geweiht, zur Bischofskirche.
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Nur wenige Jahrzehnte bestand auf steirischem Boden das Bistum Leoben. Sein Territorium gehörte vorher größtenteils zur Erzdiözese Salzburg. Es ging aus der josephinischen Diözesanregulierung im Jahre 1783 hervor und wurde aus dem staatlichen Religionsfonds dotiert. Die kanonische Errichtung des Bistums Leobens als Suffraganbistum Salzburgs wurde erst drei Jahre später möglich. Papst Pius VI. (1775–1799) gewährte seine Zustimmung.

Zum ersten Bischof wurde Alexander Franz Joseph Graf Engl von und zu Wagrain (1722–1800), ein Passauer Diözesanpriester, vom Kaiser nominiert. Salzburgs Erzbischof Graf Hieronymus Colloredo (1772–1812) musste zwar die innerösterreichische Diözesanregelung hinnehmen, wurde jedoch zu seinem Metropoliten. Neben der kirchlichen Gründungsurkunde aus dem Jahre 1786 wurde erstmals in der Kirchengeschichte Österreichs zwei Jahre später eine staatliche Gründungsurkunde vom Stifter und Patron des Bistums, Kaiser Joseph II., ausgestellt.

Als bischöfliche Residenz diente das 1782 aufgelassene Benediktinerinnenstift Göß bei Leoben, als Kathedrale die vormalige Stiftskirche zum Hl. Andreas (heute Pfarrkirche). Die Erträgnisse der Herrschaft Göß dienten dem neuen Bischof als Dotation.

Ein siebenköpfiges Domkapitel sollte ihn bei seinen Aufgaben unterstützen. Dazu zählten ein Generalvikar, ein Dompropst, ein Domdechant und ein Domkustos. Drei Domkanoniker kamen hinzu. Zum ersten Generalvikar von Leoben bestellte der Kaiser den ehemaligen Propst von St. Johann in Kraig (Diözese Gurk), Ferdinand Josef Graf Artz von und zu Vasegg († 1812). Dieser führte nach dem Tod von Bischof Engl die geistlichen und weltlichen Amtsgeschäfte (bis 1808).

Flächenmäßig entsprach die neue Diözese Leoben etwa den damaligen politischen Kreisen Judenburg und Bruck an der Mur, außerdem gehörte nun das Gebiet der Pfarre Aussee, ehemals Passauer Diözesangebiet, dazu. Im Jahre 1790 betrug die Katholikenzahl fast 167.000 Seelen. 16 Dekanate bestanden im Bistum. 1798 gab es 151 Kuratbenefizien.

Schon recht bald zeigte sich, dass die noch junge Diözese mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Gemeinden waren im Gebirge weit verstreut, die Wege dorthin waren beschwerlich, das raue Klima in Herbst und Winter erwies sich überdies als ungünstig für die diözesane Binnenkommunikation.

Seit dem Toleranzpatent von 1781 war den evangelischen Christen, die die Gegenreformation in Form des Kryptoprotestantismus in den entlegenen Tälern und schwer zugänglichen Gebirgsgegenden überlebten, die öffentliche Religionsausübung gestattet. Gemeinden entstanden in Ramsau (1782) und Schladming (1783) sowie eine Filialgemeinde in Wald am Schoberpass (1786).

Dem offensichtlichen Schwund an praktiziertem Brauchtum, geistlichen Berufungen und schulischer Förderung bemühte sich Bischof Engl tatkräftig entgegenzuwirken. Er suchte mit Kirchengeldern Elementarschulen in armen Landpfarren zu erhalten. So bestanden um 1800 in zwei Dritteln der obersteirischen Pfarren Trivialschulen. Engl führte eifrig Visitationen durch und rief immer wieder seinen Diözesanklerus zur Führung effizienter Pfarrarmeninstitute auf, die in den meisten bedeutenderen Orten errichtet werden konnten, um die Not der Bedürftigen vor Ort zu lindern. Über die Mariazeller Wallfahrten hielt er schützend seine Hand. Der Aufbau eines eigenen Priesterseminars (1786–1792) im Obergeschoß des ehemaligen Konventsgebäudes in Göß scheiterte jedoch, ebenso der einer dortigen theologischen Lehranstalt.

Das Ende der Diözese Leoben war abzusehen. Es kam nicht abrupt, sondern in einem nahezu gleitenden Übergang. Bereits in der Amtszeit von Bischof Engl zog man die Auflassung des lebensunfähigen Bistums in Betracht. Obwohl das Ausbleiben des geistlichen Nutzens als Argument für die Auflösung verwendet wurde, war der eigentliche Grund die Einziehung der Bistumsdotation, die die Staatsfinanzen stark belasteten.

Im Jahre 1804, also vier Jahre nach dem Ableben von Bischof Engl, sah ein Hofdekret die Vereinigung der Bistümer Seckau und Leoben vor, ab 1808 fiel dem Seckauer Bischof die Administration zu. Die kanonische Vereinigung der Kirchensprengel von Leoben und Seckau erfolgte 1857. Zwei Jahre später, in der Amtszeit des Seckauer Bischofs Ottokar Maria Graf von Attems (1853–1867), wurde sie praktisch wirksam.


Michaela Sohn-Kronthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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