Beten mit Israel | Teil 01
Die Verwandlung im Beten

Beten: Ganz bei sich selber und offen für Gott. | Foto: Waldhäusl

Hanna – eine tieffromme Mutter

Elkana liebt seine Frau Hanna. Doch nicht so, dass er nicht, wegen deren Unfruchtbarkeit, noch eine zweite Frau, Peninna, hielte, die ihm Kinder gebiert und Hanna regelmäßig kränkt und zum Weinen bringt (1. Buch Samuel 1,1–8). Mit diesem Dreiecksverhältnis beginnt nicht nur ein biblisches Buch, sondern auch eine ergreifende Wende von Leid zum Jubel.

Verwandelndes Beten (1 Sam 1,8–18)
Vor lauter Bitterkeit kann Hanna nicht mehr essen (v7f). In ihrer Trauer und Not der Kinderlosigkeit wendet sie sich an Gott (JHWH oder Jhwh, Jahwe, der häufigste biblische Name Gottes) und sucht dazu den Tempel in Schilo auf (v9f), dem alten zentralen Heiligtum Israels.

Hingabe. Hannas Bitte um einen Sohn (v11) ist nicht eigennützig. Sie verspricht, ihn Gott zu schenken, dem gegenüber sie sich in großer Demut dreifach als „deine Magd“ bezeichnet. Hanna zeigt so in ihrem Beten zwei grundlegend wichtige Einstellungen: die eigene Niedrigkeit vor Gott und die Bereitschaft, Empfangenes auch wieder herzugeben.

Zwei Richtungen. Hannas Beten hat eine doppelte Orientierung. Einerseits geschieht ihr Reden „zu ihrem Herzen“ (v13); sie ist dabei auf sich gerichtet und ganz gesammelt. Anderseits „schüttet sie ihre Seele vor Jhwh aus“ (v15), das heißt sie öffnet sich völlig Gott gegenüber. Beten verbindet beides: gänzliche Offenheit für Gott und zugleich innere Sammlung.

Verkannt. Der Priester Eli schätzt das ungewohnte stille Beten Hannas falsch ein und will sie aus dem Tempel hinausweisen (v13f) – bis heute werden bestimmte Formen, Wert und Kraft des Betens häufig gering geachtet, auch von Menschen, die es besser wissen müssten.

Gewandelt. Der Vergleich zwischen v7f und v18 enthüllt eine erstaunliche Veränderung. Hanna kann wieder essen, und ihr Gesicht ist nicht mehr vom Weinen entstellt. Ihr Beten hat sie verwandelt.

Jubelnder Dank (1 Sam 2,1–10)
Die Geburt ihres Sohnes Samuel (1 Sam 1,20), Erfüllung ihrer Bitte, bedeutet nicht das Ende von Hannas Beten. Sie schwingt sich auf zu einem Lobpreis, der später weiterklingt in den Psalmen und im Magnifikat Marias.

Einmalig. In v2 preist Hanna Jhwh dreifach als einzig. Sie hat erkannt, dass der biblische Gott bezüglich Heiligkeit und Zuverlässigkeit (Bild „Fels“) unübertroffen ist und dass es keinen anderen Gott außer ihm gibt.

Gegensätze. Ab v4 kommen sieben Kontrastpaare, alle mit der gleichen Aussagerichtung: Starkes geht unter, Schwaches nimmt zu. In allem wirkt Gott (s. ab v6), und sein Ziel ist, Niedrige bleibend zu erhöhen (v8). Beten besteht im staunend-preisenden Anerkennen dieser Hinwendung Gottes zu den Armen.[/p]

Ausblick. Mit „seinem König“ in v10 sieht Hanna in die Zukunft, auf Gestalten wie David und dessen Nachfolger. Sie blickt über ihre Zeit und ihr persönliches Schicksal hinaus auf Gottes universales Richten – Beten bedeutet Eintreten in seine Perspektive und Dimensionen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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