Bleibet hier und wachet mit mir | Teil 01
Die Karwoche und ihre besonderen Tage

Foto: Gerd Neuhold

Vom Wort „kara“, Klage, kommt der Ausdruck Karwoche. Die Kirche begleitet mit ihren Feiern, Gebeten, guten Bräuchen und Fasten den leidenden Herrn.

„Bleibt hier, und wacht mit mir“, sagte Jesus seinen engsten Freunden, als er am Ölberg mit dem Todesschicksal rang und Blut schwitzte. Immer wieder fand er seine Freunde schlafend. Die Kirche lädt uns durch die Karwoche ein, den Herrn zu begleiten: beim Einzug in Jerusalem; beim Abendmahl und in der Ölbergnacht; in der Finsternis des Kreuzes; in der Ruhe des Grabes; in der Osternacht, die in den Auferstehungsmorgen mündet. Sie wacht und betet in diesen Tagen und Nächten. In ihrem leidenden Herrn begegnet sie auch den Leiden der heutigen Welt und der einzelnen Menschen und Geschöpfe.

Der Palmsonntag

Am Palmsonntag treffen wir uns meistens außerhalb der Kirche. Wir erleben den Einzug Jesu in Jerusalem. Wir hören davon nicht als Bericht aus der Vergangenheit. Wir selber kommen mit Palmbuschen und grünen Zweigen. Wir selber rufen erwartungsvoll „Hosanna“, das heißt „Hilf doch!“, denn für uns ist Jesus König und Erlöser. Wir begleiten ihn (mancherorts sogar mit Esel) in unsere Kirche. Die Kinder gehen und singen gerne mit. Jesus zieht bei uns ein, in unserem Ort, in unserem Leben. Und einmal werden wir mit ihm ins „himmlische Jerusalem“ einziehen. Auch daran erinnert uns die Palmprozession.

In der Messe wird uns dann das Leiden Christi vor Augen gestellt, heuer nach dem Evangelisten Lukas. Auch die Leidensgeschichte ist nicht schon Geschichte. Der Sohn Gottes leidet mit den Kranken, Einsamen, Hungernden, Getöteten, Terrorisierten und In-die-Flucht-Geschlagenen.

Der Gründonnerstag

Im Abendmahlsaal und am Ölberg begleiten wir den Herrn an diesem Tag der Karwoche. Am Abend beginnen die drei „Heiligen Österlichen Tage“ (Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag) mit der Abendmahlsmesse. Danach wird erst am Ende der Osternacht wieder Eucharistie gefeiert. Gerade an diesem Abend ist die Kommunion für alle auch aus dem Kelch sehr passend. Mancherorts wäscht der Priester Männern und Frauen aus der Gemeinde die Füße und erinnert an das Beispiel Jesu, einander Dienste der Liebe zu tun.

Nach der Messe wird die heilige Kommunion aus der Kirche weggetragen. Es ist nicht sinnvoll, das Allerheiligste einfach an einen Nebenaltar zu bringen. Der leere Tabernakel, das erloschene Ewige Licht, der ungeschmückte Altar lassen genauso wie die vorher verstummten Glocken und Instrumente das Leiden Christi ausdrucksstark erleben. Gebetsstunden in der folgenden Nacht stärken das Wachen und Beten mit dem leidenden Christus und mit allen Leidenden heute.

Am Vorabend des Gründonnerstags, also am Mittwoch, weiht der Bischof im Grazer Dom die heiligen Öle, die uns in Taufe, Firmung, Krankensalbung und Weihe mit Christus (das heißt „der Gesalbte“) verbinden.

Herbert Meßner

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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