Taizè: Einfach Leben | Teil 07
Die Einfachheit des Herzens

Die Suche nach Gemeinschaft mit Gott wird durch gemeinsame Gebete, Gesang, Stille und persönliche Meditation getragen. | Foto: Foto: Sabine Leutenegger
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Heiliger Geist, mache uns für das Vertrauen und die Einfachheit des Herzens offen, damit wir uns selbst vergessen und uns dir überlassen.

Das Gebet von Frère Roger weist auf eine gangbare Richtung hin, es zeigt einen Weg, der immer offen steht, auch wenn es sonst keine Möglichkeiten mehr gibt. Dieser Weg führt zum Leben. Aber er ist nicht ohne Weiteres zu finden: er ist keine Hauptstraße, sondern wie ein kleiner Waldweg, den man leicht übersieht.

Wir sind oft mit uns selbst beschäftigt. Ein großer Teil unserer Gedanken kreist dann um das, was uns verletzt hat oder uns verletzen könnte, oder dreht sich verkrampft um die Frage, wie wir uns selbst verwirklichen können. Solche Sorgen bedrücken. Auf diese Weise können unsere Wunden nicht heilen und wir uns selbst nicht verwirklichen. Genau das wird aber möglich, wenn wir nicht mehr der Mittelpunkt unseres Denkens sind und uns selbst vergessen.

Das wird einfacher, wenn wir begreifen, dass wir uns wirklich nicht um uns selbst Sorgen machen müssen, weil Gott ja für uns sorgt. Das zu glauben und entsprechend zu handeln, heißt Vertrauen oder Glauben. Es bedeutet, uns auf Gott zu verlassen, wenn uns seine Nähe bewusst ist. Aber es bedeutet auch – und das ist entscheidend –, uns auf ihn zu verlassen, wenn wir ihn nicht sehen. Es bedeutet, zwar nicht zu wissen wie, aber zu vertrauen, dass er uns zu einer Erfüllung führt. Auch zu vertrauen, dass er sich um unsere Wunden kümmert. Diese Haltung bringt Jesus in tiefem Leiden in seinen Worten am Kreuz zum Ausdruck: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ In deine Hände: Der Schlüssel zu meinem Leben ist ein Anderer, nicht ich selbst.

Ein Wegzeichen auf diesem unscheinbaren Pfad ist das Vertrauen. Ein anderes ist die „Einfachheit des Herzens“. Nicht Einfachheit des Denkens: Unsere Intelligenz ist eine Gottesgabe, die wir entfalten und sinnvoll nutzen sollen. Sondern Einfachheit des Herzens: Einfachheit in unserer Grundhaltung dem Leben gegen-über, in unseren Tiefen, in unseren Grundabsichten. Wenn wir zu sehr mit uns beschäftigt sind, die Dinge komplizieren, besorgt sind über das, was andere von uns denken, oder auch unsere eigenen Absichten verdächtigen, verschlimmern wir unsere Lage nur. Die Einfachheit des Herzens erlaubt uns, die Dinge zu nehmen, wie sie sind. Ruhig zu werden, anstatt uns in allen möglichen Richtungen zu drehen und zu wenden.

Es macht nichts, wenn uns solche Einfachheit und solches Vertrauen unerreichbar vorkommen. Man kann sie nicht ein für allemal haben. Sie geben eine Richtung an, zeigen einen Weg. Das bedeutet, dass wir, wo immer wir auch sind, dank kleiner Entscheidungen, die unsere Haltung im Alltagsleben betreffen, neu auf sie zugehen können. Wenn wir das tun, merken wir, wie sich ein Weg vor uns auftut.

Was mir hilft, den Glauben zu leben? Das sind vor allem vier Dinge: zuallererst die Taufe, die ich als Kind empfangen habe. Dann die Eucharistie. Und das Kennen der Bibel und Zeit mit ihr zu verbringen. Und schließlich, dass ich in Gemeinschaft mit anderen Christen sein darf. Diese vier Punkte sind mir eine Hilfe, denn ich erfahre darin die Gewissheit, dass ich mich nicht auf meinen eigenen schwachen Glauben zu stützen brauche, sondern dass ich mich auf etwas Größeres stützen darf, etwas, das schon gegeben ist.

Frère Jean Marc

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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