Ordensleben in der Steiermark | Teil 26
Das geordnete Leben zieht an

Vor den Türmen von Seckau schreiten (von links) Br. Josef Beer, Br. Seraphim und sein (leiblicher) Bruder P. Johannes Fragner sowie Br. Benedikt Legat aus in die Zukunft. | Foto: Abtei
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  • Vor den Türmen von Seckau schreiten (von links) Br. Josef Beer, Br. Seraphim und sein (leiblicher) Bruder P. Johannes Fragner sowie Br. Benedikt Legat aus in die Zukunft.
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Wenn Sie das lesen – kleiner Tipp – und einen Computer oder ein Handy in Ihrer Nähe haben, könnten Sie über Internet gleichzeitig das Glockengeläute von Seckau hören (www.abtei-seckau.at, unter „Im Kloster“, dann „Downloads“). Es klingt auch auf der CD „Ostern in Seckau“.

„Live“ hat die in der Grazer Stadtpfarre für Kultur aktive Obersteirerin Gertraud Schaller-Pressler die Glocken von Seckau oft gehört. „Meine Mutter war Seckauerin“, erzählt sie. Die Familie hatte mit dem verstorbenen Abt Athanas Recheis einen herzlichen Kontakt. Als ein Stück Heimat empfinde sie die Abtei. Schon wenn man auf das „mächtige, aber nicht prunkvolle“ Gebäude mit den beiden von weitem zu sehenden Türmen zugehe, strahle es Ruhe, Geborgenheit und Stille aus.

Schaller-Pressler erwähnt die „mystische Dichte“ in der Gnadenkapelle zur „Hausfrau von Seckau“. Eine „unglaubliche Ruhe“ gehe von der romanischen Kreuzigungsgruppe mit dem Christus mit ausgestreckten Armen in der dunklen Basilika aus. Das Habsburger-Mausoleum, die Kapelle mit der „Seckauer Apokalypse“ von Herbert Boeckl oder zu Weihnachten die Krippe von Franz Weiß bewegen, und vor allem der romanische, kraftvolle Kirchenbau selber; „er lenkt nicht ab, sondern man konzentriert sich auf das Wesentliche.“ Man spüre, dass hier in vielen Jahrhunderten Patres und Brüder benediktinisch „gebetet und gearbeitet“ haben.

„Rückzugsort und Entschleunigung“ bedeute die Abtei heute vielen Gästen, legt Prior-Administrator P. Johannes Fragner dar. Er werde nicht Abt genannt, weil die Gemeinschaft mit sechs Priestern und sechs Brüdern, darunter ein Imker, sehr klein sei. „Die Teilnahme an einem geregelten Leben tut vielen gut“, nimmt er wahr. Für das „geordnete Leben“ an einem Tag mit fixen Essens- und Gebetszeiten seien moderne Menschen empfänglich. Manche schnuppern jedes Jahr Klosterluft. Männer können auch an den Mahlzeiten der Mönche teilnehmen – schweigend, vom Tischdiener verköstigt und dem Tischleser lauschend. Die Männer wohnen nahe der Klausur im Gästetrakt St. Josef. Frauen sind im eigenen Gästehaus St. Martha gegenüber der Abtei untergebracht. Zum Essen kommen sie ins Kloster in den Gäste-Speisesaal.

„Gott zu suchen“ sei für Ordensgründer Benedikt die Hauptberufung. Dem Gottesdienst solle nichts vorgezogen werden. P. Johannes entfaltet, nicht nur die fünf Gebetszeiten geben dem Tag seine Struktur. In der „Haltung des Gebetes“ und der Verbundenheit mit Gott solle auch alles andere im Alltag verrichtet werden, Arbeit wie Gespräch.

Gottes Gegenwart und seinen Frieden nahebringen wollen die Seckauer Benediktiner seit kurzem auch fünf jungen Flüchtlingen, die sie aufgenommen haben. Mit den syrischen Christen haben sich schon viele schöne Begegnungen ereignet. Sie haben den Gottesdienst musikalisch mitgestaltet, mit einem aramäischen Marienlied und Vaterunser. „In jedem Gast Christus zu sehen“, trage Benedikt in der Ordensregel auf.

„Weltabgewandt“ leben die Mönche nicht, überlegt der Prior-Administrator. Sie ziehen sich zurück vom Lärm der Welt, um in einer Atmosphäre der Stille zu leben. Allein das gefragte humanistische Gymnasium mit 300 Schülern, die ihre Pausen im Klosterhof verbringen, bilde ein Stück „Welt im Kloster“.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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