Laudato si! Die Öko-Enzyklika | Teil 1
Bewahrung der Schöpfung – Trauen wir uns das Gute zu!

Das „gemeinsame Haus“ der Schöpfung ist ernsthaft beschädigt. Franziskus appelliert, uns anrühren zu lassen von der Not, die Mensch und Natur trifft. „Wir sind stumme Zeugen tiefsten Unrechts“, hält er uns vor. Die Zerstörung der Ökosysteme, der Klimawandel, der Verlust so vieler Arten, die Wasserverschmutzung, Hunger und Armut von Milliarden Brüdern und Schwestern fordern eine „ökologische Umkehr“ von uns allen.

Die Bewahrung der Schöpfung sei kein „Beiwerk“, sondern gehöre in die Herzmitte unseres Glaubens. Franziskus verwehrt sich gegen das „Bespötteln“ dieses Anliegens. „Doch wir müssen auch zugeben, dass einige engagierte und betende Christen unter dem Vorwand von Realismus und Pragmatismus gewöhnlich die Umweltsorgen bespötteln. Andere sind passiv … Es fehlt ihnen also eine ökologische Umkehr …“(217)

Erster Schritt dazu: Eine Gewissenserforschung, die zusätzlich die Dimension der „Beziehung zu den Geschöpfen und der Natur“ enthalten müsse. Das liest sich leicht, bedeutet aber im Ernstfall auch ein Hinterfragen, woher unsere Nahrungsmittel kommen, wie unsere Flüge die Umwelt zerstören, unter welchen Bedingungen unsere billigen Kleider entstanden sind und so weiter …

Zweiter Schritt: Einen neuen Lebensstil einüben. Von der allgemeinen Empfehlung, „entschleunigter zu leben, genügsamer zu werden“, geht Franziskus über zu ganz konkreten Schritten: […] „die Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung der Abfälle, nur so viel zu kochen, wie man vernünftigerweise essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam zu behandeln, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen oder ein Fahrzeug mit mehreren Personen zu teilen, Bäume zu pflanzen, unnötige Lampen auszuschalten.“(211)

Drittens: Die Welt braucht neue Menschen! Franziskus fordert eine klare Absage an Egoismen aller Art, an die Idee eines grenzenlosen Wachstums (welche die Lüge einer unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraussetze), an technische Macht ohne Kontrolle, an unsere hemmungslose Konsumgier, an das Hinnehmen von angeblich unvermeidbaren Begleitschäden unseres Wirtschaftens. „Das Kaufen ist nicht nur ein wirtschaftlicher Akt, sondern immer auch eine moralische Handlung.“ (206) Zentral sei der Einsatz für das Gemeinwohl. Franziskus traut uns das Gute zu! Wenn wir unsere Selbstbezogenheit durchbrechen, wird es uns besser gehen, entsprechen wir unserer von Gott gegebenen Würde und unserer besonderen Verantwortung. Franziskus beendet die Enzyklika mit zwei sehr schönen Gebeten, in denen es unter anderem heißt: „Gott der Liebe, zeige uns unseren Platz in dieser Welt als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde, denn keines von ihnen wird von dir vergessen.“

Mag.a Hemma Opis-Pieber ist Umweltbeauftragte der Diözese Graz-Seckau.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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