Taizé: Einfach Leben | Teil 04
Anfechtung und Vertrauen

Ein Kreuz oder eine Ikone berühren – und Gott anvertrauen, was bedrückt. | Foto: Foto: Sabine Leutenegger
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  • Ein Kreuz oder eine Ikone berühren – und Gott anvertrauen, was bedrückt.
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Leidvolle Prüfungen, Anfechtungen oder Leiden kommen in jedermanns Leben vor. Und in solchen Situationen schenkt uns Gott, weil er uns liebt, seinen Trost. Dieser Trost bedeutet nicht, dass Gott uns unmittelbar von unseren Schwierigkeiten erlöst.

Das Leben wird nicht einfach wieder leicht, sondern es erhält eine andere Gestalt.

Manche Anfechtungen kommen von dem, was uns und unsere Umgebung trifft: Krankheit oder Unglück, Demütigungen oder Verlassenheit, Scheitern, schmerzlicher Verlust, das Leiden eines geliebten Menschen.

Solche Dinge mögen uns mehr oder weniger stark treffen, aber sie bleiben keinem ganz erspart.

Andere Anfechtungen kommen von dem, was wir selbst sind: Wir sind enttäuscht über uns selbst, wir schämen uns oder sind verstört über etwas in uns selbst.

Wenn wir derart angefochten sind, kommt Gott, um uns zu trösten und unser Herz zu verklären. „Verklären“ ist kein alltägliches Wort.

Es beschreibt eine Verwandlung, wie sie Gottes Handeln bewirkt. Sie bedeutet keineswegs, dass etwas Beschädigtes entfernt und ersetzt wird.

Wird etwas verklärt, bleibt es, was es ist, in einem gewissen Sinn ohne Veränderung. Und doch geht es in einem anderen Sinn um eine tiefgründige Verwandlung: ein Farbfenster strahlt hell auf, wenn die Sonne es durchleuchtet.

Gott wirft nicht weg, was beschädigt ist, er heilt und verwandelt es lieber. Gottes Trost begegnet unseren Anfechtungen mit einer solchen Verklärung. Schmerzliche Lebensumstände ändert er nicht unbedingt.

Er verwandelt auch nicht unbedingt unseren Charakter, entfernt nicht, was uns an uns selbst beunruhigt. Sondern Gott teilt unsere Last und lädt uns ein, sie ihm zu überlassen. Dann ändert sich etwas.

Die Anfechtung wird nicht leichter, aber etwas Neues durchzieht sie: ein wenig Licht, Kraft und sogar Freude, klein und un-scheinbar, aber in Wirklichkeit von großer Bedeutung.

Da Christus selbst am Kreuz gelitten hat, versteht er alles. Er versteht und leidet mit allen, die leiden.

Das bedeutet, dass wir im Leiden niemals ganz allein sind: Er ist auch in der tiefsten Einsamkeit bei uns.

Er ist größer als unser Herz, und er versteht uns und nimmt uns an, wenn wir uns über uns selbst Sorgen machen.

Manchmal scheint es nur noch das Leiden zu geben, und wir meinen, dass es keinen Ausweg, überhaupt keinen Weg mehr gibt. Doch das ist niemals ganz wahr.

ZUR PERSON FRÈRE JEAN-MARC
Der Autor diese Beitrages Frère Jean-Marc wurde in England geboren. Er lebt seit zehn Jahren in Taizé.
Frère Jean-Marc arbeitet größtenteils für den Verlag Les Presses de Taizé, in dem zahlreiche Werke von Frère Roger und andere Bücher erschienen sind

Ein Kreuz oder eine Ikone berühren – und Gott anvertrauen, was bedrückt. | Foto: Foto: Sabine Leutenegger
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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